Projekte und andere Förderungen
Die Erträge aus dem Stiftungskapital der Evangelischen Stiftungen kommen unmittelbar bedürftigen Menschen in der Region Osnabrück zugute: durch die Förderung der Jugend- und Altenhilfe, die Förderung der Erziehung, der Volks- und Berufsbildung einschließlich der Studierendenhilfe sowie die Unterstützung von Personen, die infolge ihrer körperlichen, geistigen oder seelischen Verfassung auf die Hilfe anderer angewiesen sind oder sich in einer finanziellen Notlage befinden.
Hier finden Sie eine Auswahl von Projekten und anderen Maßnahmen, die von den Evangelischen Stiftungen Osnabrück gefördert werden.
Bibliothek macht Sprache – „Write/Draw/Speak IT“
Manga-Zeichnen in der Stadtbibliothek Osnabrück
Wann: 10. März, 17:00 – 21:30 Uhr
Wo: Stadtbibliothek Osnabrück, Markt 1
Der Eintritt ist frei.
Die TZ ist begrenzt.
Anmeldung unter 0541/ 323-2007 oder info-stadtbibliothek@osnabrueck.de
Erst nach und nach rückt ins öffentliche Bewusstsein, wie gerade Kinder und Jugendliche unter den Folgen der Corona-Pandemie zu leiden hatten und dass mit langfristigen weitreichenden sozialen, physischen und psychischen Folgen zu rechnen ist. Lockdowns, Schulschließungen, Homeschooling und häufig auch finanzielle Sorgen belasteten die Familien. In einer Online-Befragung der Stadt Osnabrück thematisieren die befragten Kinder und Jugendlichen neben schulischen Themen „Einsamkeit“, „Langeweile“ und „fehlende soziale Kontakte“.
Hier setzt „Write/Draw/Speak IT“ in der Stadtbibliothek an: Die niederschwelligen und kostenlosen Workshops bieten Jugendlichen im Alter von 11 – 16 Jahre die Möglichkeit, ihren Gedanken und Gefühlen einen kreativen Ausdruck zu verleihen. Was sie während der Pandemie nur allein tun konnten, wird zum gemeinschaftlichen Erlebnis. Sie können sich austauschen, ausprobieren, Talente entdecken und vertiefen.
Bild vom Workshop „Sounddesign“ im November 2022 mit Lukas Mörrath, ©Stadtbibliothek Osnabrück.
Die Workshops initiieren Prozesse, die über den Abend hinaus wirksam werden. So dienen sie auch als „Türöffner“ für die Stadtbibliothek. Die Jugendliche erleben sie als einen Ort, der weit mehr bietet als eine „Bücherausleihe“. Hier können sich Lerngruppen treffen, es gibt Sprachkurse und vielfältige Veranstaltungen. Gerade für finanziell schwächere Familien bietet die Bibliothek die Möglichkeit, Bildung, Kultur und gesellschaftliche Entwicklung selbst zu gestalten.
Die Workshop-Reihe „Write/Draw/Speak IT“ wurde in den Jahren 2021 und 2022 durch den Corona-Bildungs- und Unterstützungs-Fonds der Stadt Osnabrück gefördert. Nun ermöglicht die Förderung der Evangelischen Stiftungen Osnabrück, die erfolgreiche Reihe auch im Jahr 2023 wieder anbieten zu können. Ein Manga-Workshop im März 2023 stellt den Auftakt dar, es folgen spannende Veranstaltungen zu Rap, Songwriting, kreativem Schreiben und vielem mehr. Der Eintritt ist frei.
„Armut denken – Armut lenken. Drucke, Handschriften und Objekte erzählen aus der Frühen Neuzeit (1500-1800)“
Im Juli 2021 wurde die virtuelle Ausstellung eröffnet, die die Evangelischen Stiftungen mit einer Promotionsförderung ermöglicht haben. Die Online-Ausstellung eröffnet den Besucherinnen und Besuchern neue Perspektiven auf ‚Armut‘ und gibt gleichzeitig Einblick in die wissenschaftliche Arbeit der Abteilung Geschichte der Frühen Neuzeit der Universität Osnabrück. Unter dem aktuellen Eindruck der Covid19-Pandemie, die ganz neue Dimensionen der ‚Armut‘ in den Focus rückt, entsteht eine Brücke zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart.
21 Bachelor- und Masterstudierende haben sich unter Leitung von Prof. Dr. Siegrid Westphal und Julia Fesca, M. A. im Wintersemester 2020/21 der Frage angenommen, was genau sich in der Frühen Neuzeit hinter dem Begriff ‚Armut‘ verbirgt. Ausgangspunkt der wissenschaftlichen Arbeit war die Erkenntnis, dass sich ‚Armut‘ nicht einfach definieren lässt. Es handelt sich dabei vielmehr um einen relativen Zustand, der je nach räumlichen, zeitlichen und gesellschaftsstrukturellen Bedingungen variiert. Maßgeblich beeinflusst wird dieser Zustand zudem von der Wahrnehmung durch die betroffene Person selbst sowie durch die der Außenstehenden, wie beispielsweise anderen Gesellschaftsschichten oder Obrigkeiten. Die Frage sollte demnach präziser lauten: Wie wurde in der Frühen Neuzeit über Arme, Armut und die Versorgung Bedürftiger gesprochen?
Die Ausstellung beleuchtet das Denken über Armut aus verschiedenen Perspektiven. Der Schwerpunkt liegt dabei auf dem Gebiet des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation. Punktuell werden auch das Königreich Großbritannien sowie die Alte Eidgenossenschaft miteinbezogen. Die Ausstellung möchte nicht bloß nacherzählen, sondern Veränderungen aufzeigen und für andere Perspektiven sensibilisieren. Hauptquellen sind zeitgenössische Drucke und Handschriften, die von der Universitätsbibliothek extra digitalisiert und bereitgestellt wurden. Insbesondere die Reformationszeit und die Aufklärung gelten als Phasen, in denen neuen Ideen mit Blick auf das Thema Armut entstanden. Vielfach wurden hier Institutionen, Normen und Praktiken entwickelt, die bis in die Gegenwart wirksam sind.
Sieben Stationen, die je einen Aspekt des Themas aufgreifen, führen die Besuchenden zurück in Jahrhunderte, in denen finanziell Schwache äußerlich als solche gekennzeichnet und auch obrigkeitlich stigmatisiert wurden. Unterstützung kam größtenteils aus kirchlich eingerichteten Spendenkästen und es entstanden Stereotype, die teilweise noch heute den gesellschaftlichen Blick auf Armut kennzeichnen. Beispielsweise bildet der heruntergekommene Bettler in zerrissenen Kleidern seit langem ein Symbolbild für Armut.
Jacques Callot: Schwächlicher Bettler, Blatt 13 der Folge „Die Bettler“, 1622/1623. © ETH-Bibliothek Zürich, Graphische Sammlung / D 1099.13 / Public Domain Mark 1.0
Ein anderes Exponat zeigt Standorte frühneuzeitlicher Armenhäuser in der der heutigen Stadt Osnabrück.
Daneben ein Epitaph zur Erinnerung an die Stifter Johann und Engelbert Monnicke.
© OpenStreetMap contributers, and the GIS User Community / Pfarrei St. Johann Osnabrück
Die Ausstellung kann unter folgendem Link besucht werden: www.ausstellung-armut-fnz.uni-osnabrueck.de
Dauerausstellung „Rosenstraße 76“
Häusliche Gewalt findet im Verborgenen statt, versteckt hinter den verschlossenen und vermeintlich sicheren Türen des eigenen Heims. Für die Opfer – meist Frauen und Kinder – ist es äußerst schwierig, Straftaten anzuzeigen. Zu hoch ist die Schwelle, gegen die eigenen Angehörigen Anzeige zu erstatten. Die Dauerausstellung „Rosenstraße 76“ veranschaulicht die Formen und Dimensionen häuslicher Gewalt und soll Opfern dabei helfen, ihr Schweigen zu brechen. Die Evangelischen Stiftungen Osnabrück fördern das Projekt.
Knapp 1000 Fälle häuslicher Gewalt werden allein in Stadt und Landkreis Osnabrück jährlich zur Anzeige gebracht, in Deutschland flüchten jährlich rund 40.000 Frauen aus ihrem Zuhause. Die Dunkelziffer solcher Straftaten wird noch weitaus höher eingeschätzt und ist im Vergleich zu anderen Straftaten besonders hoch. Unter den Opfern sind hauptsächlich Kinder und Frauen jeder Nationalität, Gesellschaftsschicht und Kultur. Die Formen der Gewalt, denen sie in ihrem eigenen Zuhause ausgesetzt sind, umfassen ein breites Spektrum und reichen von psychischen bis hin zu körperlichen Straftaten. Gleichzeitig ist nach außen hin in vielen Fällen wenig erkennbar: Gepflegte Vorgärten und unauffällige Fassaden erwecken oft den Anschein eines intakten Heims und verschleiern so die Straftaten.
Seit März 2016 macht die interaktive Dauerausstellung „Rosenstraße 76“ die unterschiedlichen Formen häuslicher Gewalt anschaulich und sensibilisiert die Besucherinnen und Besucher für die immer noch häufig tabuisierte Problematik. Die Ausstellungsbesucher erkunden eine nachgestellte Wohnung, die auf den ersten Blick ganz gewöhnlich erscheint. Erst der Blick auf unterschiedliche Einrichtungsgegenstände lässt sie hinter die Fassade der „vertrauten vier Wände“ blicken und einen von außen unbemerkbaren Ort des Schreckens entdecken: Von der gemütlichen Wohnzimmercouch aus können sich die Besucherinnen und Besucher Filme anschauen, am Telefon gewährt der Anrufbeantworter Einblicke, und auch der CD-Player im Schlafzimmer veranschaulicht die Dramen, die hinter verschlossenen Türen stattgefunden haben.
Obwohl die Ausstellung natürlich auch wütend, sprachlos und betroffen macht, entlässt sie die Besucherinnen und Besucher nicht in die Depression oder Niedergeschlagenheit. Denn sie zeigt auch Chancen und Wege auf, wie sich Opfer und Zeugen häuslicher Gewalt verhalten können: Plakate und Flyer zu Hilfs- und Beratungsangeboten stellen Strategien gegen häusliche Gewalt vor und zeigen, wie ein jeder zur Verbesserung der Situation beitragen kann.
Die „Rosenstraße 76“ wurde ursprünglich als Wanderausstellung konzipiert. Bereits 2011 wurde sie in Osnabrück gezeigt, zog dort binnen zwölf Tagen über 800 Besucher an und verschaffte der Problematik eine große Aufmerksamkeit. Daher sprachen sich Polizei und Beratungsstellen damals dafür aus, die Ausstellung längerfristig in Osnabrück zu installieren. Auf Initiative des Evangelisch-lutherischen Kirchenkreises Osnabrück wurde das Projekt in Trägerschaft des Diakonischen Werks, Fachzentrums „faust – Fachzentrum gegen Gewalt & für Täterarbeit und Opferschutz“ initiiert. Kooperationspartner sind die BISS-Beratungsstellen in Stadt und Landkreis Osnabrück sowie die Polizeiinspektion Osnabrück. Im März 2016 wurde die Dauerausstellung in den Berufsbildenden Schulen der Stadt Osnabrück am Pottgraben 4 eröffnet und von den Evangelischen Stiftungen Osnabrück gefördert.
» Weitere Informationen zur Dauerausstellung „Rosenstraße 76“