Projekte und andere Förderungen

Die Erträge aus dem Stiftungskapital der Evangelischen Stiftungen kommen unmittelbar bedürftigen Menschen in der Region Osnabrück zugute: durch die Förderung der Jugend- und Altenhilfe, die Förderung der Erziehung, der Volks- und Berufsbildung einschließlich der Studierendenhilfe sowie die Unterstützung von Personen, die infolge ihrer körperlichen, geistigen oder seelischen Verfassung auf die Hilfe anderer angewiesen sind oder sich in einer finanziellen Notlage befinden.

Hier finden Sie eine Auswahl von Projekten und anderen Maßnahmen, die von den Evangelischen Stiftungen Osnabrück gefördert werden.

Bibliothek macht Sprache – „Write/Draw/Speak IT“

Manga-Zeichnen in der Stadtbibliothek Osnabrück

Wann: 10. März, 17:00 – 21:30 Uhr
Wo: Stadtbibliothek Osnabrück, Markt 1
Der Eintritt ist frei.
Die TZ ist begrenzt.
Anmeldung unter 0541/ 323-2007 oder
info-stadtbibliothek@osnabrueck.de


Erst nach und nach rückt ins öffentliche Bewusstsein, wie gerade Kinder und Jugendliche unter den Folgen der Corona-Pandemie zu leiden hatten und dass mit langfristigen weitreichenden sozialen, physischen und psychischen Folgen zu rechnen ist. Lockdowns, Schulschließungen, Homeschooling und häufig auch finanzielle Sorgen belasteten die Familien. In einer Online-Befragung der Stadt Osnabrück thematisieren die befragten Kinder und Jugendlichen neben schulischen Themen „Einsamkeit“, „Langeweile“ und „fehlende soziale Kontakte“.

Hier setzt „Write/Draw/Speak IT“ in der Stadtbibliothek an: Die niederschwelligen und kostenlosen Workshops bieten Jugendlichen im Alter von 11 – 16 Jahre die Möglichkeit, ihren Gedanken und Gefühlen einen kreativen Ausdruck zu verleihen. Was sie während der Pandemie nur allein tun konnten, wird zum gemeinschaftlichen Erlebnis. Sie können sich austauschen, ausprobieren, Talente entdecken und vertiefen.

Bild vom Workshop „Sounddesign“ im November 2022 mit Lukas Mörrath, ©Stadtbibliothek Osnabrück.

Die Workshops initiieren Prozesse, die über den Abend hinaus wirksam werden. So dienen sie auch als „Türöffner“ für die Stadtbibliothek. Die Jugendliche erleben sie als einen Ort, der weit mehr bietet als eine „Bücherausleihe“. Hier können sich Lerngruppen treffen, es gibt Sprachkurse und vielfältige Veranstaltungen. Gerade für finanziell schwächere Familien bietet die Bibliothek die Möglichkeit, Bildung, Kultur und gesellschaftliche Entwicklung selbst zu gestalten.

Die Workshop-Reihe „Write/Draw/Speak IT“ wurde in den Jahren 2021 und 2022 durch den Corona-Bildungs- und Unterstützungs-Fonds der Stadt Osnabrück gefördert. Nun ermöglicht die Förderung der Evangelischen Stiftungen Osnabrück, die erfolgreiche Reihe auch im Jahr 2023 wieder anbieten zu können. Ein Manga-Workshop im März 2023 stellt den Auftakt dar, es folgen spannende Veranstaltungen zu Rap, Songwriting, kreativem Schreiben und vielem mehr. Der Eintritt ist frei.

Gesundheitsförderung in der KiTa – Gestärkt von Anfang an

Kinder, die in sozial schwachen Verhältnissen aufwachsen, sind in ihren Teilhabemöglichkeiten gegenüber anderen Kindern oft benachteiligt. Dies gilt auch für die Teilnahme an gesundheitsfördernden Aktivitäten und Angeboten. Die Rahmenbedingungen in sozial schwächer aufgestellten Lebensumfeldern bieten weniger gesundheitsförderliche Ressourcen. Armut führt zu Entbehrungen und kann Auswirkungen auf die gesundheitliche Entwicklung haben

Im Sinne einer „Prävention von Anfang“ sollen Kinder im Alter von 0,5-3 Jahren in diesem Projekt möglichst frühzeitig und von Anfang an erreicht werden. Die Gesundheitsförderung für die Kleinsten unterscheidet sich zum Teil erheblich von den Bedarfen älterer Kinder. Zudem wird in dem Projekt das Verhältnis von frühkindlicher Gesundheitsbildung und gesundheitlichen Belastungen von Kindern aus sozial schwachen Familien thematisiert und damit ein wichtiger Beitrag zur gesundheitlichen Chancengleichheit aller Kinder geleistet.

Pädagogische Fachkräfte sind wichtige Schlüsselpersonen für die gesundheitliche Entwicklung von Kindern und Familien, sodass die Weiterqualifizierung der Kita-Fachkräfte als MultiplikatorInnen einen wichtigen Projektbaustein darstellen. Zudem werden nicht nur die Kinder, sondern auch die Eltern erreicht und für die Schaffung einer gesundheitsförderlichen Umgebung sensibilisiert und gestärkt – ein weiterer Grundstein für eine nachhaltige Wirkung des Projektes.

Die Erfahrungen und Ergebnisse des dreijährigen Projekts fließen abschließend in ein praxisnahes Konzept für Gesundheitsförderung im frühpädagogischen Kontext ein und werden anderen Einrichtungen und Stadtteilen zugänglich gemacht.

Das Projekt wird in drei Kindertageseinrichtungen unterschiedlicher Trägerschaft im Osnabrücker Stadtteil Schinkel mit hoher kultureller Vielfalt durchgeführt: in der Kindertagesstätte Paulus Rappstraße, der Integrativen Regenbogenkrippe und der Integrativen Kindertagesstätte Altes Wasserwerk.

Auszüge aus dem Projektverlauf 2022:

Anna Scherf

In der Pauluskita stand die PSYCHOMOTORIK im Mittelpunkt. Nach der Ausstattung mit Bewegungsmaterialien, wie Kisten, Bretter und Rohre, wurden in einem Workshop die Grundlagen der Psychomotorik vermittelt, gefolgt von einer fünfwöchigen Praxisphase in Zusammenarbeit mit einer Motopädin. In einer ausführlichen Praxismappe werden detaillierte Anleitungen und Handlungsempfehlungen für den Krippenalltag gesichert, um eine nachhaltige Umsetzung nach Mitarbeiterwechsel zu sichern.

Marina Bauhaus

ENTSPANNUNG war in allen drei Kitas Thema: U3 gerechte Entspannungsangebote und Workshops zu „Entspannungsinseln in der Krippe“ mit Materialvorschlägen und Gestaltungsideen für Ruhebereiche in Gruppen- und Schlafräumen, von Lese- und Kuschelecken über Zelte und Höhlen bis zu Schaumstoffelementen, Wassersäulen und Sinnenmaterialien.

Anna Scherf

Der dritte Baustein war die ERNÄHRUNG. In zwei Workshops, einer individuellen Ernährungssprechstunde und Familienbriefen erhielten Familien und Eltern u.a. Informationen und Tipps zur Ernährung in den ersten Lebensjahren, einfache Rezeptideen und es gab das Angebot gemeinsam zu kochen und zu essen. In der Regenbogenkrippe wurde das Angebot noch mit einem Workshop für die Köchin und die pädagogischen Fachkräfte ergänzt „Tipps für die Zubereitung von Mahlzeiten in der Kita ohne „Schnickschnack und Firlefanz““.

Krippenübergreifend wurde die BEWEGUNGSSCHATZKISTE entwickelt, eine „Best-Practice“ Kartensammlung: „Aus der Praxis für die Praxis!“. Die Sammlung enthält die beliebtesten praxiserprobten Ideen der drei Krippen und viele weitere Ideen. Die Kartensammlung kann auch nach Beendigung des Projektes langfristig im Krippenalltag genutzt werden.

Die Laufzeit des Kooperationsprojektes (Bürgerstiftung Osnabrück, Sport- und Bewegungsinstitut der Universität Osnabrück sowie der Arbeitskreis Präventionskette Schinkel der Stadt Osnabrück) beträgt 3 Jahre, von September 2020 bis August 2023.

Hilfe für hochwassergeschädigte soziale Einrichtungen

Hilfe für hochwassergeschädigte soziale Einrichtungen in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westphalen

Nach den heftigen Regenfällen im Juli 2021 traten zahlreiche Flüsse über die Ufer und überschwemmten ganze Ortschaften im Westen Deutschlands. Das Wasser zerstörte Straßen und Häuser. Wo die Pegel zurückgingen, blieben zäher Schlamm zurück und tonnenweise Trümmer. Mehr als 160 Menschen kamen ums Leben, Existenzen wurden zerstört, viele Menschen und Institutionen standen vor dem Nichts. Auch wenn die groben Aufräumarbeiten erledigt, der Schlamm beseitigt und die überfluteten Gebiete aus den Nachrichten verschwunden sind –die Folgen der Katastrophe sind noch lange nicht überwunden.

Auch Bildungs- und soziale Einrichtungen wurden nicht von der Katastrophe verschont.  So sind die Evangelischen Stiftungen mit einigen davon in Kontakt getreten, um sich ein Bild von ihren Bedarfen zu verschaffen. Daran anschließend haben die Evangelischen Stiftungen folgende Projekte schnell und unbürokratisch unterstützt.

Einrichtung eines Trauerraums

Die LVR-Paul-Klee-Schule des Landschaftsverbandes Rheinland in Leichlingen wurde bereits 2018 durch ein Unwetter komplett verwüstet. Ein großes Fest zur Wiedereröffnung war in Planung, als die Wassermassen 2021 den Schulbetrieb in Leichlingen erneut für lange Zeit unmöglich machten. Nun wurde ein hochwassergeschütztes Grundstück für den Neubau gefunden. Da an der Schule auch Kinder mit lebensverkürzenden Krankheiten unterrichtet werden, ist die Einrichtung eines Trauerraumes ein besonderes Herzensanliegen und für die Schülerinnen und Schüler sehr wichtig.

,,Klamottenkiste“ und „Suppenkasper“

Den Kinderschutzbund Ortsverband Hagen hat es ebenfalls hart getroffen. Der Verkaufsraum ,,Klamottenkiste“ und das offene Café „Suppenkasper“ wurden komplett überflutet. Sämtliche Materialien waren kontaminiert und mussten entsorgt werden.

Kinder und Jugendliche erhalten im „Suppenkasper“ kostenlose Mahlzeiten. Dabei wird, trotz knapper finanzieller Mittel, auf eine gesunde und ausgewogene Ernährung geachtet Die Klamottenkiste ist ein Second-Hand-Shop. Hier gibt es gebrauchte und geprüfte Kinderkleidung, Spielzeug, Bücher und Ausstattung für die Kleinen.

Finanzierung von Aushilfekräften

Als die Flutwelle, die sich durch das Stadtgebiet von Bad Münstereifel zog, hat den Deutschen Kinderschutzbund OV Bad Münstereifel mit voller Härte getroffen. Der Kinderschutzbund Bad Münstereifel e.V. ist ein Zusammenschluss von Ehrenamtlichen und Träger der Jugendsozialarbeit mit dem offenen Jugendtreff „KICK“ und der Kindertagesstätte für Inklusion „Magische 12“

Das Kinderschutzbundteam und deren „Schützlinge“ sind von Posttraumatischen Belastungsstörungen betroffen und die Energiereserven der betroffenen Pädagoginnen und ErzieherInnen wurden in den letzten Wochen arg strapaziert. Die Unterstützung der Stiftungen dient der Finanzierung von Aushilfekräften im Kita-Betrieb sowie im Führungsmanagement.

„K 3…und du bist dabei“

In einem Kunstkurs im Heinz-Fitschen-Haus malten Kinder und Jugendliche Weihnachtsbäume und bastelten Weihnachtssterne und kleine Geschenke. – Birgit Kannengießer

Mit „K 3…und du bist dabei“ schafft die Bürgerstiftung Osnabrück vielfältige Möglichkeiten für Kinder und Jugendliche zur kulturellen Beteiligung und Betätigung. Angeleitet von Künstlerinnen und Künstlern, Kunst-, Theater- und Musikpädagogen und -pädagoginnen können Kinder und Jugendliche – besonders aus sozial benachteiligten Familien – Kunst gestalten und erfahren. Sie bekommen die Chance, im Theaterspiel ihre Gefühle auszudrücken und Erfahrungen sichtbar machen, gemeinsam zu singen, zu musizieren und zu tanzen.

Im Projektjahr 2021–2022 wurden insgesamt 12 verschiedene Kurse an Grundschulen, Jugend- und Kindertreffs sowie besonderen Kultur-Standorten durchführt, an denen jeweils zwischen acht und fünfzehn Kinder und Jugendliche teilnahmen. Hier eine Auswahl:

Der Kreativ-Aktiv Kunstkurs mit der Schule an der Rolandsmauer und das offene Atelierangebot FreiRaumKunst im Kindertreff boten die Möglichkeit, Kinder über die kreative Arbeit in ihrer Selbstwirksamkeit und ihrem Selbstwertgefühl zu stärken und sie wieder in Kontakt zu bringen mit dem, was sich in ihnen befindet und einen Weg nach außen sucht.

Im Kunstkurs We ar(e)t together Gemeinsam Kunst erleben trafen sich geflüchtete Kinder und Jugendliche und versuchten sich an Porträts in Kohlezeichnungen oder Landschaftskunst mit Pastellkreide.

Der Weihnachtsgruss des Kurses der mit den Jugendlichen des Landesbildungszentrums für Hörgeschädigte. – Birgit Kannengießer

Auf die Kunst fertig los! Hieß das Angebot des Landesbildungszentrums für Hörgeschädigte. Mithilfe der engagierten Lehrerinnen, entstanden unter anderem aus Frischhaltefolie, Klebeband, Zeitungspapier, Kleidung in großartiger Teamarbeit und mit viel Mut zwei lebensgroße Menschen, die durch ihre Körpersprache und eine mit Bildern von gesundem Essen und Bildern von ungesundem Essen collagierte Haut das Zitat von Ludwig Feuerbach „Der Mensch ist, was er isst.“ zum Ausdruck bringen. Die kleinen Künstler*innen waren stolz auf ihre Arbeit und durften „Hanna und Max“, so wurden die Figuren benannt, in der Ausstellung im Museum Industrie-Kultur besichtigen – was für viele Kinder auch der erste Museumsbesuch war.

Vorhang auf – jetzt spielen wir! Hieß der Theaterkurs an der Grundschule Eversburg. Hier lag der Fokus liegt darauf, die Kinder behutsam an das Medium Theater heranzuführen und Spielfreude und Lust am Auftreten vor Publikum bei den Kindern zu wecken. So wurde, frei nach dem Kinderbuch „Steinalt und kein bisschen langweilig“ von Deb Pelutti eine Geschichte mit altersgerechter Textfassung erstellt.

Vorhang auf – drauflos gespielt war der Name der Theaterkurse in der Grundschule Sutthausen und in dem Kurs Komm, wir gehen auf Reisen! In der tpw in Kooperation mit dem Sozialpädiatrischen Zentrum (SPZ) wurde auf Grundlage des Kinderbuches „Henriette Bimmelbahn“ von James Krüss und Lisl Stich wurde unter Berücksichtigung zahlreicher Ideen und Wünsche der Kinder eine Text- und Szenenerfassung erstellt. Ziel war, eine Fassung mit einer Handlung zu schaffen, die dem Erfahrungsbereich der Kinder entspricht. Um die Kinder möglichst vertraut mit der Geschichte und dem Geschehen auf der Bühne zu machen, wurden sie in alle Prozesse von Anfang an eingebunden:

Abgeschlossen wurde das Projektjahr am 3. Juli 2022 mit einem schönen Sommerfest mit vielfältigen Kunst-, Theater- und Tanzangeboten und neben den Mitmachstationen gab es auch ein kleines Bühnenprogramm.

Im Jahr 2021 konnte das Projekt, trotz großer Einschränkungen durch die Corona-Pandemie fortgeführt werden: Es wurden unter anderem Anregungen zu Arbeiten mit Stiften, Farben und Papier, zu Bewegungsspielen, Tanzschritten, zum Singen und dem Bau einfacher „Musikinstrumente“ entwickelt. Per Post, Videokonferenzen und YouTube wurden diese Anregungen zu den Kindern und Jugendlichen gebracht. Ausgehend davon wurden Arbeitsblätter weiterentwickelt und bebildert.

Das Ergebnis liegt nun in der Kulturfibel-Arbeitsmaterialen für Kinder im Grundschulalter vor. Die Fibel kann an Grundschulen und Kindertagesstätten, an Kinder- und Jugendtreffs und Familienbildungsstätten verteilt werden. Sie ist für Familie, Eltern und Großeltern, Erzieherinnen und Erzieher, Lehrerinnen und Lehrer gedacht, die somit schnell auf Anregungen zurückgreifen können, die die Kinder auch schnell fassen und selbst umsetzen können.

Die Coronakrise hat gezeigt, wie wichtig der persönliche Kontakt und wie groß der Hunger nach kultureller Bildung in dieser Lebensphase ist. Sie ist Notwendigkeit und kein Luxus. Sie ist keineswegs weniger wichtig als Lesen, Schreiben, Rechnen. Sie spricht die Adressaten in ganz anderer Weise an und gibt einen zusätzlichen Raum für die persönliche Entfaltung.

Der in ihrer Satzung verankerte Bildungsauftrag ist den Evangelischen Stiftungen ein großes Anliegen. Die Stiftungen sehen kulturelle Bildung als wichtige Grundlage für den Lebenserfolg von Kindern.

Das Kulturprojekt „K 3…und du bist dabei“ wird von der Bürgerstiftung Osnabrück getragen und von den Evangelischen Stiftungen in den Jahren 2021 – 2024 gefördert.

KinderKulturFibel der Bürgerstiftung Osnabrück

Warme Platte

Abends nach Hause ins Warme gehen und im eigenen Bett schlafen – für die meisten Menschen in Osnabrück eine Selbstverständlichkeit, für Wohnungslose schier unerreichbar. Noch unerträglicher als sonst ist die Situation im Winter, bei Kälte und Nässe.

Immer wieder sucht der Katholische Verein für Soziale Dienste (SKM) darum leerstehende Häuser, um sie zur „warmen Platte“ umzufunktionieren. Das bedeutet, dass Wohnungslose von abends 17 Uhr bis morgens 9 Uhr in einem Wohnhaus übernachten können.

Seit die Evangelischen Stiftungen Osnabrück durch einen Aufruf des SKM von dem Bedarf erfahren haben, suchen sie immer wieder nach passenden Objekten in ihrem Immobilienfundus.

Aktuell können die Stiftungen ein Haus in der Alten Münze voraussichtlich bis Winter 23/ 24 für die „Zwischennutzung“ als „warme Platte“ zur Verfügung stellen. Außerdem wurde der Abriss eines Hauses in der Arndtstraße bis ins kommende Frühjahr verschoben, so dass auch hier wohnungslose Menschen übernachten können.

Die „warme Platte“ bietet den Obdachlosen nicht nur einen Schlafplatz. Es geht den SKM-Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auch darum, Kontakte zu den Menschen zu knüpfen und Verständnis zu zeigen. Die Unterbringung in der Notschlafstelle kann für Wohnungslose bestenfalls ein erster Schritt aus der Obdachlosigkeit sein, auch wenn die Situation immer schwieriger wird, denn der normale Wohnungsmarkt bietet kaum Möglichkeiten für Menschen ohne festen Wohnsitz.

Das Angebot der „Warmen Platte“ wird vom Katholischen Verein für Soziale Dienste (SKM) organisiert.

„Armut denken – Armut lenken. Drucke, Handschriften und Objekte erzählen aus der Frühen Neuzeit (1500-1800)“

Im Juli 2021 wurde die virtuelle Ausstellung eröffnet, die die Evangelischen Stiftungen mit einer Promotionsförderung ermöglicht haben. Die Online-Ausstellung eröffnet den Besucherinnen und Besuchern neue Perspektiven auf ‚Armut‘ und gibt gleichzeitig Einblick in die wissenschaftliche Arbeit der Abteilung Geschichte der Frühen Neuzeit der Universität Osnabrück. Unter dem aktuellen Eindruck der Covid19-Pandemie, die ganz neue Dimensionen der ‚Armut‘ in den Focus rückt, entsteht eine Brücke zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart.

21 Bachelor- und Masterstudierende haben sich unter Leitung von Prof. Dr. Siegrid Westphal und Julia Fesca, M. A. im Wintersemester 2020/21 der Frage angenommen, was genau sich in der Frühen Neuzeit hinter dem Begriff ‚Armut‘ verbirgt. Ausgangspunkt der wissenschaftlichen Arbeit war die Erkenntnis, dass sich ‚Armut‘ nicht einfach definieren lässt. Es handelt sich dabei vielmehr um einen relativen Zustand, der je nach räumlichen, zeitlichen und gesellschaftsstrukturellen Bedingungen variiert. Maßgeblich beeinflusst wird dieser Zustand zudem von der Wahrnehmung durch die betroffene Person selbst sowie durch die der Außenstehenden, wie beispielsweise anderen Gesellschaftsschichten oder Obrigkeiten. Die Frage sollte demnach präziser lauten: Wie wurde in der Frühen Neuzeit über Arme, Armut und die Versorgung Bedürftiger gesprochen?

Die Ausstellung beleuchtet das Denken über Armut aus verschiedenen Perspektiven. Der Schwerpunkt liegt dabei auf dem Gebiet des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation. Punktuell werden auch das Königreich Großbritannien sowie die Alte Eidgenossenschaft miteinbezogen. Die Ausstellung möchte nicht bloß nacherzählen, sondern Veränderungen aufzeigen und für andere Perspektiven sensibilisieren. Hauptquellen sind zeitgenössische Drucke und Handschriften, die von der Universitätsbibliothek extra digitalisiert und bereitgestellt wurden. Insbesondere die Reformationszeit und die Aufklärung gelten als Phasen, in denen neuen Ideen mit Blick auf das Thema Armut entstanden. Vielfach wurden hier Institutionen, Normen und Praktiken entwickelt, die bis in die Gegenwart wirksam sind.

Sieben Stationen, die je einen Aspekt des Themas aufgreifen, führen die Besuchenden zurück in Jahrhunderte, in denen finanziell Schwache äußerlich als solche gekennzeichnet und auch obrigkeitlich stigmatisiert wurden. Unterstützung kam größtenteils aus kirchlich eingerichteten Spendenkästen und es entstanden Stereotype, die teilweise noch heute den gesellschaftlichen Blick auf Armut kennzeichnen. Beispielsweise bildet der heruntergekommene Bettler in zerrissenen Kleidern seit langem ein Symbolbild für Armut.

Jacques Callot: Schwächlicher Bettler, Blatt 13 der Folge „Die Bettler“, 1622/1623. © ETH-Bibliothek Zürich, Graphische Sammlung / D 1099.13 / Public Domain Mark 1.0

 

Ein anderes Exponat zeigt Standorte frühneuzeitlicher Armenhäuser in der der heutigen Stadt Osnabrück.

Daneben ein Epitaph zur Erinnerung an die Stifter Johann und Engelbert Monnicke.

© OpenStreetMap contributers, and the GIS User Community / Pfarrei St. Johann Osnabrück

Die Ausstellung kann unter folgendem Link besucht werden: www.ausstellung-armut-fnz.uni-osnabrueck.de

Jedes Kind braucht einen Engel & Hilfen im Alter

Im Projekt „Jedes Kind braucht einen Engel & Hilfen im Alter“ der evangelisch-lutherischen Petrusgemeinde Gretesch-Lüstringen-Darum arbeiten über 60 ehrenamtliche Menschen für Kinder, Familien und Senioren in Notlagen. Dabei setzen sie darauf, die Lebenssituation von benachteiligten Kindern und Familien nachhaltig zu verbessern und die Teilhabe von Seniorinnen und Senioren am gesellschaftlichen Leben zu unterstützen und zu verbessern.

Das Angebot des Projekts setzt sich aus vier wichtigen Teilen zusammen: einer Hausaufgabenbetreuung für Kinder im Grundschulalter, einem regelmäßig stattfindenden Kinderferienprogramm, einem sozialen Laden, der leistbare Produkte anbietet, sowie der Unterstützung von Seniorinnen und Senioren im neu eingeführten Teilprojekt „Hilfen im Alter“.

Im Mittelpunkt der Angebote für Grundschulkinder steht das Thema Bildungsgerechtigkeit. Seit 2008 unterstützen rund 25 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die Kinder der Waldschule Lüstringen und der Bergschule bei ihren Schulaufgaben. Die Aufgabe ist äußerst wichtig, da Bildung der Schlüssel zu einer guten Zukunft ist – und in der Regel sind es Kinder aus sozial schwachen Familien oder Familien mit Migrationshintergrund, die hier am stärksten benachteiligt sind. Der Erfolg der Hausaufgabenbetreuung spricht deutlich für die Notwendigkeit des Hilfsangebots: Die Deutschkenntnisse der Nicht-Muttersprachler verbesserten sich in kürzester Zeit ebenso wie die schulischen Leistungen der teilnehmenden Kinder insgesamt.

Auch die Kinderferienbetreuung wurde seit 2009 zu einem wichtigen Teil von „Jedes Kind braucht einen Engel“: Das Programm wird in allen Oster-, Sommer- und Herbstferien von rund 25 ehrenamtlichen Jugendlichen und dem Diakon organisiert und ausgerichtet. In den jährlich insgesamt sechs Ferienwochen betreuen sie vormittags Kinder aus sozial benachteiligten Familien und sorgen dafür, dass die Jungen und Mädchen spannende Ferienerlebnisse sammeln, selbst wenn sie mit ihren Eltern nicht in Urlaub fahren können. Für sozial benachteiligte Familien ist das Programm daher ein äußerst wichtiges Angebot – ganz besonders für Alleinerziehende oder doppelt berufstätige Eltern.

Im Jahr 2011 wurde das Projekt „Jedes Kind braucht einen Engel“ zudem durch einen „Sozialen Laden“ erweitert. In dem gemeinnützigen Second-Hand-Geschäft finden Kinder und Erwachsene von Kleidung bis hin zu Spielsachen die unterschiedlichsten Artikel. Familien mit geringem Einkommen bekommen bis zu 65 Prozent Rabatt – zu normalen Preisen darf jeder einkaufen.

Im „Sozialen Laden“ treffen schließlich die Projektangebote für Kinder und Familien auf die Unterstützung von Seniorinnen und Senioren. Im Rahmen der „Hilfen im Alter“ können dort auch bedürftige ältere Menschen günstige Kleidung kaufen oder finden im „Kaffee-Treff“ die Gesellschaft anderer Ladenbesucher und der ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Letztere stehen den älteren Menschen auch für unterschiedlichste Beratungen zur Verfügung und helfen ihnen beispielsweise bei sozialen Fragen weiter.

Das Projekt „Jedes Kind braucht einen Engel & Hilfen im Alter“ ist vielfältig vernetzt. Die Partner reichen von Schulen und Kitas über die Diakonie und Kirchensozialarbeit bis hin zu den Sozialdiensten der Stadt Osnabrück. Als einer von 18 Pionierstandorten gehört das Projekt seit 2015 zum Bundesprogramm „Kirche findet Stadt“ und wird von den Evangelischen Stiftungen Osnabrück gefördert.

» Weitere Informationen zum Projekt

Koordination der Osnabrücker Familienzentren

In den vergangenen Jahren sind an unterschiedlichen Orten in der Stadt und im Landkreis Osnabrück sechs Familienzentren entstanden. Für die ortsansässigen Familien sind sie wichtige Anlaufstellen, denn sie bieten Eltern und Kindern unkomplizierte Unterstützung bei Problemen und umfassende Angebote, die die Familien in ihrem Alltag unterstützen. Die Evangelischen Stiftungen Osnabrück fördern daher ein Projekt zur Koordination der Zentren untereinander und zu ihrer Vernetzung mit Einrichtungen aus dem Sozial- und Bildungswesen.

Familienzentren sind Orte, an denen Eltern und ihre Kinder Unterstützung finden. Insbesondere Eltern haben dort die Gelegenheit, ihre Erziehungskompetenzen durch unterschiedliche Weiterbildungsangebote auszubauen, im Gespräch mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern individuelle Hilfe bei Problemen aller Art zu finden oder bei Elterntreffs anderen Familien zu begegnen und sich auszutauschen – ein Angebot, das in der heutigen Zeit, in der sich Familienformen und Rollenbilder konstant ändern und weiterentwickeln, immer wichtiger wird und großen Zuspruch findet.

Die Vernetzung dieser Zentren untereinander und die Zusammenarbeit mit anderen Einrichtungen sind besonders wichtig, um die Angebote der Zentren weiter zu verbessern und auszubauen. Die Evangelischen Stiftungen Osnabrück fördern daher die Arbeit einer Sozialarbeiterin, die die Zentren koordiniert, neue Ideen entwickelt und Verbindungen zu sozialen Einrichtungen und Akteuren aus dem Bildungswesen aufbaut und vertieft.

Nachhaltige Hilfen

Probleme zu bewältigen, ist immer herausfordernd. Für Menschen aus sozial schwächeren Milieus und in schwierigen Lebenslagen ist es oft jedoch besonders schwer. Die vom Diakonischen Werk in Stadt und Landkreis Osnabrück angebotene Unterstützung „Nachhaltige Hilfen“ bietet Hilfesuchenden ein über das Angebot der allgemeinen Sozialberatung hinausgehendes Beratungskonzept an, um für immer wieder auftretende wirtschaftliche Probleme Hilfesuchender individuelle Lösungen zu finden. Die „Nachhaltigen Hilfen“ sollen die Rat suchenden Personen befähigen, bestehende Schwierigkeiten in ihrer Haushaltsplanung und -führung zu bewältigen und mit knappen Mitteln einen Haushalt auskömmlich zu führen.

Das Projekt „Nachhaltige Hilfen“ wurde 2007 ins Leben gerufen, da die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der allgemeinen Sozialberatung feststellen mussten, dass ihre Klienten immer öfter Unterstützung im Bereich der finanziellen Planung benötigten. Insbesondere die Pauschalierung von Unterstützungen in besonderen Lebenslagen, die früher nach Bedürftigkeit bewilligt wurden und nach Einführung von Hartz IV aus dem festgesetzten Grundbedarf angespart werden müssen, stellen besondere Anforderungen an finanziell schlechter gestellte Personen. Dabei wurde in der Sozialberatung die Beobachtung gemacht, dass bestimmte Kenntnisse der Haushaltsplanung und -führung heutzutage zwischen den Generationen nicht mehr so gut weitergegeben werden – eine Entwicklung, die sich besonders schwerwiegend auf Menschen aus gesellschaftlich schwächeren Schichten auswirkt.

Die Arbeit der Projektmitarbeiterinnen und -mitarbeiter ist nicht nur deshalb herausfordernd. Denn über finanzielle Schwierigkeiten zu sprechen, ist schwierig und oft mit Scham verbunden. Die Hilfesuchenden müssen vertrauliche Nachweise vorlegen und teilweise eigene Versäumnisse eingestehen. Die Beraterinnen und Berater müssen daher zunächst Vertrauen gewinnen und ihr Gegenüber stets ernst nehmen. Sie müssen die Ursachen der Probleme ausfindig machen und den Menschen nachhaltige Lösungsstrategien vermitteln, aber auch bei unangemessenen Forderungen auf Grenzen hinweisen.

Um diese Ziele zu erreichen, verfolgt das Projekt „Nachhaltige Hilfen“ einen klar strukturierten Ansatz: Um eine Übersicht über die finanzielle Situation zu bekommen, erstellen die Beraterinnen und Berater zunächst gemeinsam mit ihren Klienten einen Haushaltsplan. So werden etwa die Einkünfte den Ausgaben gegenübergestellt, um herauszufinden, wo Einsparungen möglich sind. Auf diese Weise können in der gemeinsamen Beratung oft auch Probleme erkannt und ein Lösungsansatz gefunden werden, die weit über das Finanzielle hinausgehen.

So sind die „Nachhaltigen Hilfen“ eine Art Hilfe zur Selbsthilfe: Im Beratungsangebot lernen bedürftige Menschen, mit ihrem Einkommen auszukommen, und erlangen auf diese Weise wieder eine größere Kontrolle über ihr Leben. Die Evangelischen Stiftungen Osnabrück fördern das Projekt seit 2007.

Café Mandela – Beratung und Betreuung von Flüchtlingen im Rosenplatzquartier

Bis Ende 2015 wurden rund 1000 Flüchtlinge den Unterkünften im Stadtgebiet Osnabrück zugewiesen, viele weitere kamen seither hinzu. Ein großer Teil von ihnen wurde im Rosenplatzquartier untergebracht, einem Stadtteil, in dem es viele soziale Probleme gibt. Erfolgreiche Integration ist dort besonders wichtig. Die Evangelischen Stiftungen Osnabrück fördern daher das Projekt „Café Mandela“: Die 2016 eingerichtete Beratungsstelle wurde zu einer wichtigen Anlaufstelle für Flüchtlinge umfunktioniert und bietet ein umfassendes Betreuungsangebot.

In diesem Projekt arbeiten vier fest angestellte Sozialarbeiter in Teilzeit, die mit der Unterstützung von ehrenamtlichen Bürgerinnen und Bürgern die Integration von Flüchtlingen und Migranten in den Stadtteil und die Stadt Osnabrück unterstützen und fördern. Dabei decken sie ein breites Spektrum von Hilfsmaßnahmen ab: Sie beraten und unterstützen, vermitteln Sprach- und Kulturkompetenzen und schaffen Begegnungsmöglichkeiten zwischen alteingesessenen Bewohnerinnen und Bewohnern des Stadtteils und den neu angekommenen Flüchtlingen und Migranten.

Die Beratung und Unterstützung der Flüchtlinge und Migranten ist eine der wichtigsten Aufgaben der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im „Café Mandela“. Sie helfen den geflüchteten Menschen im Umgang mit den Behörden und unterstützen sie beispielsweise bei aufenthalts- und sozialrechtlichen Fragen oder bei der Integration in den Arbeitsmarkt. Sie bieten den Besuchern sozialpädagogische und psychosoziale Beratungsangebote an und kümmern sich um Menschen mit traumatischen Erlebnissen und Erfahrungen. Im Vordergrund steht dabei stets die Stärkung des Selbsthilfepotenzials der Gäste. Eine weitere Aufgabe der Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter liegt in der Vermittlung unterschiedlicher Bildungsangebote: von der Förderung des Spracherwerbs bis hin zur Vermittlung staatsbürgerlicher Kenntnisse.

Neben diesem Fokus auf Flüchtlinge und Migranten zielen die integrativen Maßnahmen des Projekts auch auf die anderen Menschen im Stadtteil ab. Denn um Integration möglich zu machen, ist Akzeptanz und Toleranz zwischen den Bevölkerungsgruppen ausschlaggebend. Dazu schafft das „Café Mandela“ Begegnungsmöglichkeiten: Freiwillige, alteingesessene Bewohnerinnen und Bewohner aus dem Stadtteil werden in die Hilfsangebote eingebunden und kommen beispielsweise zu Sport- oder Kulturveranstaltungen mit den geflüchteten Menschen zusammen.

Darüber hinaus ist das Projekt auch in die weiteren Strukturen der Flüchtlingshilfe in Osnabrück sehr gut eingebunden und wird von unterschiedlichen Kooperationspartnern unterstützt. Darunter sind beispielsweise die Stadt und die Koordinierungsstelle Flüchtlingsarbeit, das Jugendzentrum und die Rosenplatzschule, die evangelische und katholische Kirchengemeinde sowie die örtlichen Moscheevereine. Eine aktive Öffentlichkeitsarbeit durch Informationsveranstaltungen oder Veranstaltungen, die den Kontakt zu den Menschen im Stadtteil fördern, schafft Transparenz und trägt weiter zum verständnisvollen Miteinander im Stadtteil Rosenplatzquartier bei.

» Weitere Informationen zum „Café Mandela“

Dauerausstellung „Rosenstraße 76“

Häusliche Gewalt findet im Verborgenen statt, versteckt hinter den verschlossenen und vermeintlich sicheren Türen des eigenen Heims. Für die Opfer – meist Frauen und Kinder – ist es äußerst schwierig, Straftaten anzuzeigen. Zu hoch ist die Schwelle, gegen die eigenen Angehörigen Anzeige zu erstatten. Die Dauerausstellung „Rosenstraße 76“ veranschaulicht die Formen und Dimensionen häuslicher Gewalt und soll Opfern dabei helfen, ihr Schweigen zu brechen. Die Evangelischen Stiftungen Osnabrück fördern das Projekt.

Knapp 1000 Fälle häuslicher Gewalt werden allein in Stadt und Landkreis Osnabrück jährlich zur Anzeige gebracht, in Deutschland flüchten jährlich rund 40.000 Frauen aus ihrem Zuhause. Die Dunkelziffer solcher Straftaten wird noch weitaus höher eingeschätzt und ist im Vergleich zu anderen Straftaten besonders hoch. Unter den Opfern sind hauptsächlich Kinder und Frauen jeder Nationalität, Gesellschaftsschicht und Kultur. Die Formen der Gewalt, denen sie in ihrem eigenen Zuhause ausgesetzt sind, umfassen ein breites Spektrum und reichen von psychischen bis hin zu körperlichen Straftaten. Gleichzeitig ist nach außen hin in vielen Fällen wenig erkennbar: Gepflegte Vorgärten und unauffällige Fassaden erwecken oft den Anschein eines intakten Heims und verschleiern so die Straftaten.

Seit März 2016 macht die interaktive Dauerausstellung „Rosenstraße 76“ die unterschiedlichen Formen häuslicher Gewalt anschaulich und sensibilisiert die Besucherinnen und Besucher für die immer noch häufig tabuisierte Problematik. Die Ausstellungsbesucher erkunden eine nachgestellte Wohnung, die auf den ersten Blick ganz gewöhnlich erscheint. Erst der Blick auf unterschiedliche Einrichtungsgegenstände lässt sie hinter die Fassade der „vertrauten vier Wände“ blicken und einen von außen unbemerkbaren Ort des Schreckens entdecken: Von der gemütlichen Wohnzimmercouch aus können sich die Besucherinnen und Besucher Filme anschauen, am Telefon gewährt der Anrufbeantworter Einblicke, und auch der CD-Player im Schlafzimmer veranschaulicht die Dramen, die hinter verschlossenen Türen stattgefunden haben.

Obwohl die Ausstellung natürlich auch wütend, sprachlos und betroffen macht, entlässt sie die Besucherinnen und Besucher nicht in die Depression oder Niedergeschlagenheit. Denn sie zeigt auch Chancen und Wege auf, wie sich Opfer und Zeugen häuslicher Gewalt verhalten können: Plakate und Flyer zu Hilfs- und Beratungsangeboten stellen Strategien gegen häusliche Gewalt vor und zeigen, wie ein jeder zur Verbesserung der Situation beitragen kann.

Die „Rosenstraße 76“ wurde ursprünglich als Wanderausstellung konzipiert. Bereits 2011 wurde sie in Osnabrück gezeigt, zog dort binnen zwölf Tagen über 800 Besucher an und verschaffte der Problematik eine große Aufmerksamkeit. Daher sprachen sich Polizei und Beratungsstellen damals dafür aus, die Ausstellung längerfristig in Osnabrück zu installieren. Auf Initiative des Evangelisch-lutherischen Kirchenkreises Osnabrück wurde das Projekt in Trägerschaft des Diakonischen Werks, Fachzentrums „faust – Fachzentrum gegen Gewalt & für Täterarbeit und Opferschutz“ initiiert. Kooperationspartner sind die BISS-Beratungsstellen in Stadt und Landkreis Osnabrück sowie die Polizeiinspektion Osnabrück. Im März 2016 wurde die Dauerausstellung in den Berufsbildenden Schulen der Stadt Osnabrück am Pottgraben 4 eröffnet und von den Evangelischen Stiftungen Osnabrück gefördert.

» Weitere Informationen zur Dauerausstellung „Rosenstraße 76“

Familiensprechstunde

Die 2011 eingeführte Familiensprechstunde in den evangelischen Kindertagesstätten ist inzwischen ein fest etabliertes, niedrigschwelliges Angebot, das von vielen Eltern wie auch den Mitarbeiterninnen und Mitarbeitern der Kitas gern in Anspruch genommen wird. Geschulte Familienberaterinnen und -berater stehen Eltern mit Kindern bis zu sieben Jahren für Fragen und Probleme aus dem Erziehungsalltag zur Verfügung. Die Familiensprechstunde ist ein Angebot der Evangelischen Jugendhilfe und der Evangelischen Familien-Bildungsstätte Osnabrück.

Das Angebot der Familiensprechstunde umfasst ein breites Aufgabenspektrum: Zum einen beraten die geschulten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Familiensprechstunde die Eltern sowie die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von insgesamt 25 evangelischen Kindertagesstätten in Osnabrück. Dabei unterstützen sie Familien bei Fragen zum Verhalten des Kindes und seiner Entwicklung, aber auch zum Zusammenleben in der Familie. Dieses Angebot ist kostenlos, und die Beraterinnen und Berater unterliegen der Schweigepflicht.

Familienstärkende Veranstaltungen ergänzen die Beratungstätigkeiten der Familiensprechstunde: Weiterbildungsangebote für Eltern aus den teilnehmenden Kindertagesstätten und Krippen finden beispielsweise in Form thematischer Elternabende statt. Dort gehen die Beraterinnen und Berater auf konkrete Fragen, Wünsche und Anregungen aus der Beratungsarbeit ein.

Zudem wurde das niedersächsische Landesprojekt „Lotsen“ in das Angebot der Familiensprechstunde aufgenommen. Mit diesem Angebot unterstützen die Beraterinnen und Berater insbesondere Familien mit Migrationshintergrund – und das nicht nur beratend, sondern auch in ganz praktischen Belangen ihres Alltags: Sie begleiten die Familien beispielsweise bei Behördengängen und helfen ihnen bei der Beantragung von Kinder- oder Wohngeld, beim Kontakt zu Schulen, bei der Vermittlung von Dolmetschern oder bei Arztbesuchen.