Historie

Geleitet vom christlichen Weltbild

Ausgangspunkt für die vielfältigen Tätigkeiten der Evangelischen Stiftungen Osnabrück ist seit jeher die Karitas – die christliche Verpflichtung zur Nächstenliebe, zur Fürsorge für Arme und Bedürftige und damit zur Menschlichkeit. Dieses „Leitbild Menschlichkeit“ der Stiftungen spiegelt die christliche Tradition wider und leitet sich aus der Barmherzigkeit Gottes ab. Daher dienen die zahlreichen einzelnen Stiftungen, Geschenke und Vermächtnisse, die im Laufe der Geschichte zu den Stiftungen zusammengefasst wurden, schon immer karitativen Zwecken.

Seit über 750 Jahren dem „Leitbild Menschlichkeit“ verpflichtet

Die Geschichte der Stiftungen reicht bis ins Mittelalter zurück: Im Jahr 1250 wurde das Hospital zum Heiligen Geist als Zufluchtsort für arme, kranke und alte Menschen eingerichtet, wenige Jahrzehnte später kam das Hospital zur Süntelbrücke hinzu. Dort, im sogenannten Leprosorum, wurden die an der mittelalterlichen Volksseuche des Aussatzes Erkrankten betreut. Ein drittes, 1339 errichtetes Krankenhaus ergänzte die beiden anderen Einrichtungen. Alle drei Hospitäler spielten über die Jahrhunderte hinweg eine ausschlaggebende Rolle bei der Fürsorge bedürftiger Menschen in Osnabrück.

Einrichtung eines Waisenfonds

Mit dem Erwerb des sogenannten Tecklenburger Hofes entstand 1620 eine der wichtigsten Ergänzungen der Stiftungen: der Waisenfonds. Der Tecklenburger Hof war wenige Jahre zuvor abgebrannt und wurde daraufhin als Waisen- und Armenhaus neu wiederaufgebaut. Durch unterschiedlichste zusätzliche Zuwendungen und Geschenke war es dem Fonds bald möglich, Überschüsse zu erwirtschaften. Eine besonders wichtige Rolle spielte das Vermächtnis einer Frau Rump, die dem Waisenfonds nach ihrem Tod im Jahre 1865 ihren Hof überschrieb und so den Bau eines zusätzlichen Waisenhauses für evangelische Kinder ermöglichte.

Erweiterung um den „Kirchen- und Schulfonds“

Auch die drei Hospitäler konnten ihren Grundbesitz über die Zeit hinweg stetig ausbauen. Ein guter Teil der seit dem Mittelalter stetig erweiterten Landflächen ist heute noch im Besitz der Stiftungen und diente dem 1833 eingerichteten „Kirchen- und Schulfonds“ als Grundstock. Trotz seines Namens hatte dieser Fonds zunächst nichts mit Schulen oder Kirchen zu tun, sondern bezeichnete lediglich das Vermögen der damals organisatorisch zusammengelegten drei Hospitäler. Erst später verschob sich der Hauptzweck des „Kirchen- und Schulfonds“ aus politischen Gründen auf die Unterstützung der evangelischen Schulen in Osnabrück.

Herausforderungen im 19. Jahrhundert

Soziale und wirtschaftliche Umwälzungen hatten zu Beginn des 19. Jahrhunderts weitreichende Auswirkungen auf den Grundbesitz der Stiftungen. Änderungen in der Bodenpolitik führten beispielsweise zur Abschaffung der Leibeigenschaft, wodurch die einstmals den Einrichtungen zugehörigen Höfe ihre Unabhängigkeit erlangten. Zudem kam es im frühen 19. Jahrhundert zu einer Neuverteilung gemeinschaftlich genutzter Landflächen. Dabei verloren die Stiftungen zwar Teile ihrer Gründe, erhielten aber großzügige Abfindungen. Im Jahr 1893 wurde ihr Besitz schließlich erstmals genau erfasst: Damals verwalteten sie Gründe mit einer Größe von 213 Hektar, und ihr Vermögen umfasste rund 990.000 Reichsmark.

Die Stiftungen heute

Der Zusammenschluss zu den „Evangelischen Stiftungen Osnabrück“ (ESO) erfolgte schließlich im Jahr 1931. Der Plural im Namen spiegelt die Geschichte wider und trägt den vielen unterschiedlichen Einzelvermögen Rechnung, aus denen die ESO entstanden sind. Das „Leitbild Menschlichkeit“ liegt den Tätigkeiten der Evangelischen Stiftungen selbstverständlich auch heute noch zugrunde. Ihr derzeitiges Vermögen von etwa 47 Millionen Euro verwenden sie zur Unterstützung von bedürftigen Menschen, diakonischen Einrichtungen wie Pflegeheimen, Seniorenwohnanlagen und Kinderbetreuungsstätten sowie vielen weiteren Projekten, die ein gutes gesellschaftliches Miteinander fördern.

Broschüre „Retter in der Not“

Die Schülerbroschüre „Retter in der Not“ wurde mit Unterstützung der Evangelischen Stiftungen veröffentlicht. Sie beschreibt nicht nur das Wissen über die Geschichte der Stadt Osnabrück und die Entstehung der sozialen und medizinischen Fürsorgeeinrichtungen im Mittelalter sondern stellt somit auch die Wurzeln der Arbeit der Evangelischen Stiftungen dar. Beispielsweise war das in der Broschüre beschriebene „Hospital zum Heiligen Geist“ aus dem Jahr 1250 eine der wohltätigen Einrichtungen, die im Laufe der Geschichte zu den Evangelischen Stiftungen Osnabrück führte.