Ein Abend mit Prof. Klaus Töpfer

Die neue Gesprächsreihe der Evangelischen Stiftungen „Lass uns reden über …“ startete am 10. November 2021 mit Prof. Klaus Töpfer, dem ehemaligen Exekutivdirektor des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) und Bundesminister für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit.

EX-Chef des UN-Umweltprograms und ehemaliger Bundesumweltminister Prof. Klaus Töpfer zu Gast bei den Evangelischen Stiftungen
© Foto Münch

„Wir brauchen eine neue Ethik der Genügsamkeit“, so der ehemalige Chef des UN- Umweltprogramms und Ex-CDU Bundesumweltminister. Für die Lösungen der Umwelt- und Klimaprobleme sei dies ebenso wichtig wie die Steigerung der Energieeffizienz oder dem Einsatz von neuen Technologien. Angesichts des fortschreitenden Klimawandels und von bald neun Milliarden Menschen sind „wir in einer Situation, in der wir handeln müssen“, erklärte Töpfer vor den mehr als 60 geladenen Gästen. Deutlich stellt er heraus, dass der Lebensstil der industrialisierten Welt ein Teil das Problems darstellt. „Unser Lebensstil ist nicht globalisierungsfähig“, so der Wirtschaftsprofessor und Regionalwissenschaftler, der als ranghöchster deutscher Beamte acht Jahre bei den Vereinten Nationen zwischen den Industriestaaten und Entwicklungsländern vermittelt hat. „Wir brauchen eine Ethik des Genug und eine neue Bescheidenheit.“ Töpfer ist überzeugt, dass wir Menschen allein durch Konsum unser Glück nicht finden können. Denn ein gutes Leben ist mehr als ein ökonomisch reiches Leben. Er bedauerte, dass bei den aktuellen Koalitionsgesprächen nur über Effizienz und nicht über Suffizienz im Sinne der Nachhaltigkeit gesprochen werde.

Dabei steht für ihn Bescheidenheit nicht in Konkurrenz zu Entwicklungsmöglichkeiten und diese müssten unbedingt global betrachtet werden. Für Töpfer ist klar, dass das „Leben auf Kosten anderer“ ein Ende haben müsse und dass die wirtschaftlich dominierenden Länder Verantwortung übernehmen müssen. „Wir brauchen eine friedensbereitende Politik, damit künftig neun Milliarden Menschen würdig auf der Erde leben können.“

Der ehemalige Umweltpolitiker stellte Vieles infrage, einfache Lösungen oder Antworten gab es von ihm nicht, dafür ließ er dem konzentriert zuhörenden Auditorium an seinen grundsätzlichen Überlegungen teilhaben. Er sprach von Denkmustern, die manchmal nur vermeintlich zu Lösungen führen. „Wir haben linear gedacht, mit Konsequenzen, die wir nicht gesehen haben.“ Als Beispiel nannte er die Ressourcenpolitik, die nur die Richtung von Rohstoff zum Abfall kenne, oder die Atomenergie, bei der die Endlagerung nicht mitgedacht worden ist. Das Modell, in Kreisläufen zu denken statt in geraden Linien, ist für Töpfer noch nicht weit genug entwickelt. „Es ist erforderlich, Kreisläufe zu schließen, denn die Ressourcen dieser Welt sind begrenzt“. Trotz der düsteren Prognosen bleibt Töpfer Optimist. Vor allem mit Blick auf die zahlreichen jugendlichen Gäste formulierte Töpfer seine Hoffnung, dass die Klimakrise neben allen verheerenden Auswirkungen die große Chance birgt, den globalen Frieden zu stärken, denn „Kein Land der Welt kann den Klimawandel allein bewältigen. In der Klimapolitik gibt es den Zwang zur Zusammenarbeit.“

Klaus Töpfer: „Unser Lebensstil ist nicht globalisierungsfähig“
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Am 16. März 2022 wird die Gesprächsreihe fortgesetzt mit dem Buchautor Dominik Bloh „Unter Palmen aus Stahl: Geschichte eines Straßenjungen“ zum Thema „Lass uns reden über… Waschen ist Würde“

Weitere Themen

„Lass uns reden über… den weltweiten Artenschutz in unserem Alltag“
mit Hannah Emde, Tierärztin, Referentin und Buchautorin: „Abenteuer Artenschutz – Als Tierärztin im Dschungel“

„Lass uns reden über… Wege aus der Kinderarmut“ 
mit Jeremias Thiel, Buchautor „Kein Pausenbrot, keine Kindheit, keine Chance“ (angefragt)

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