Evangelische Stiftungen Osnabrück entwickeln ihr Fördersytem weiter

Osnabrück, 19.04.2017: Mit der Umstellung des Fördersystems von einer projektbezogenen Förderung hin zu einer kontinuierlichen institutionellen Förderung erhält das Diakonische Werk in Stadt und Landkreis Osnabrück gGmbH (dw-osl) verlässliche Planungssicherheit für die Durchführung seiner sozialen Projekte.
In der Vergangenheit erhielt das Diakonische Werk für seine zahlreichen Projekte überwiegend eine jeweils projektbezogene Unterstützung, die jährlich neu beantragt werden musste. Mit dem neuen Förderkonzept erhält das Diakonische Werk Planungssicherheit sowohl für die Projekte als auch für die Mitarbeiter.
Mit der Umstellung des Fördersystems versuchen die Evangelischen Stiftungen und die Diakonie zudem die Konsequenzen einer grundsätzlichen Entwicklung etwas abzumildern: Während die allgemeinen Kosten steigen, stagnieren in vielen Bereichen der sozialen Arbeit die Zuschüsse des Bundes, der Länder, der Stadt sowie anderer Förderer oder sie gehen sogar zurück. Hier können die neuen, verlässlichen Förderstrukturen in gewissem Rahmen Planungssicherheit und verlässliche Rahmenbedingungen schaffen.
Insgesamt fördern die Evangelischen Stiftungen jedes Jahr soziale Projekte in Osnabrück mit rund einer Millionen Euro. Das Geld wird aus dem Stiftungsvermögen erwirtschaftet.

Der je zur Hälfte aus Personen aus Rat und Verwaltung der Stadt Osnabrück sowie der evangelischen Kirche zusammengesetzte Verwaltungsrat der Evangelischen Stiftung entschied: „Die Projektmittel in der Summe zu reduzieren und dafür unbefristete Beträge langfristig zu erhöhen“, erklärte Johannes Andrews, Vorsitzender des Vorstandes der Evangelischen Stiftungen, das neue Finanzierungskonzept. Was bleibt, sind die vier Säulen, die die Evangelischen Stiftungen finanziell ausgestalten: Die Allgemeine soziale Hilfe, die Psychologische Beratung, die Straffälligen Hilfe und die Hilfe für Suchtkranke des dw-osl.

Ursprünglich war der Mix aus einer festen Pauschale plus Projektfinanzierung entstanden, um flexibel auf neue Anforderungen reagieren zu können. „Doch die Einsatzbereiche des Geldes haben sich nie verändert“, so Hinrich Haake, Geschäftsführer des dw-osl, und Andrews fügte hinzu: „Das Konzept hat seinen Zweck nicht mehr erfüllt.“ Mit der neuen Herangehensweise möchten die Evangelischen Stiftungen und die Diakonie zudem ein grundsätzliches Problem in den Griff bekommen: In vielen Bereichen der sozialen Arbeit stagnieren Zuschüsse des Bundes, der Länder, der Stadt sowie anderer Förderer durchgängig oder gehen sogar zurück, während die Preise steigen. Außerdem änderte sich der Grundbedarf. So kommen beispielsweise zunehmend Ältere in die Beratungen. Neue Projekte werden jedoch nur begrenzt gefördert. Die Folge: Teilzeitstellen und befristete Verträge. „Das ist nicht gut für die Mitarbeiter und die Mitarbeiterentwicklung. Wenn Mitarbeiter gehen, geht mit ihnen auch das Knowhow“, erklärte Haake, bevor er hinzufügte: „Die ältesten Projekte finanzieren die Evangelischen Stiftungen bereits seit bis zu 15 Jahren mittels Anschlussprojekten und -förderung. Dabei besteht immer das Risiko, dass eine Projektverlängerung nicht möglich ist, und es gibt keinen festen Verträgen für die Mitarbeiter.“

Die neue Finanzierung

Nun werden durch eine so genannte institutionelle Finanzierung vier Arbeitsbereiche der Diakonie dauerhaft gefördert. Basis dafür sind eine Leistungsbeschreibung und ein jährliches Berichtswesen. Insgesamt zahlen die Evangelischen Stiftungen eine Pauschale in Höhe von 410.000 Euro. „Wir wissen jetzt: Das Geld steht uns sicher zur Verfügung, unter anderem für Personal- und Sachkosten“, so Haake: „Sachkosten berücksichtigen die wenigsten Förderer.“ Und die Evangelischen Stiftungen passen ihre Förderung für das dw-osl sogar noch an tarifliche Entwicklungen und Lebenshaltungsindex an. Das gibt Planungssicherheit für sehr grundlegende Beratungsbedarfe der Diakonie. Der Vorteil für die Evangelischen Stiftungen: „Ein deutlich geschärftes Profil, weil klar ist, wo das Geld investiert wird“, erklärte Andrews. Es geht komplett in die Face-to-Face-Arbeit mit den Klienten der Diakonie. Wichtig war Haake und Andrews zudem: „Die Evangelischen Stiftungen finanzieren nichts, was der Staat bezahlt.“ Ferner betonte Andrews: „Wir erhalten uns auch bei dem neuen Finanzierungskonzept unsere Flexibilität, denn man weiß nie, welche Herausforderungen noch auf uns zukommen werden.“ Und Haake wies darauf hin: „Für uns ist der Einschnitt größer als er klingt, denn für Praktiker in der Sozialen Arbeit ist der Schritt weg von der Projektitis ein riesengroßer Schritt.“ Deshalb lud er zur offiziellen Unterschrift auch die Verantwortlichen der Bereiche ein, die vom neuen Finanzierungskonzept profitieren.

Das sagen die Bereichsleiter der Diakonie

Ulrike Sensse von der Fachstelle für Sucht und Suchtprävention der Diakonie erklärte in Bezug auf die neue Vereinbarung: „Wir freuen uns, nun Sicherheit für unsere Projekte zu haben: Für das Café Oase, das gesellschaftliche Teilhabe fördert und das Repaircafé organisiert, für die chronisch mehrfach Abhängigen oder FridA, das Projekt für Frauen in Abhängigkeit.“ All diese Projekte seien nicht durch Regelfinanzierungen gesichert und würden von den Evangelischen Stiftungen durch die neue Pauschale mitfinanziert. „Die Beratung für das Alter ist ein ganz wichtiges Projekt vor dem Hintergrund des demografischen Wandels, und das ist jetzt sicher finanziert“, freute sich auch Helmut Volkmann von der Psychologischen Beratung in Partnerschafts- und Lebensfragen der Diakonie. Inzwischen wären 30 Prozent derjenigen, die die Beratungsstelle aufsuchen über 55 Jahren alt und 20 Prozent über 60 Jahre alt. „Diese Zahlen haben sich mehr als verdoppelt. Und es ist zu erwarten, dass es weiter so geht“, fügte er hinzu. „Wir freuen uns, dass die Finanzierung der Hilfe für Bedürftige nun auf noch solideren Füßen steht“, erklärte Axel Winter, der für die Sozialarbeit im Kirchenkreis Osnabrück zuständig ist. „Nun können wir Hilfsangebote wie Besuchergruppen oder das Projekt Auszeit, das sich an pflegende Familienangehörige richtet, langfristig planen.“ Auch Burkhard Teschner, der unter anderem für die Gefährdeten Hilfe und die Straffälligen Hilfe zuständig ist, war begeistert: „Zum einen fördern die Stiftungen auch Projekte, die oft wenig Unterstützung finden und am Rand der Gesellschaft stehen.“ Zum anderen seien die Evangelischen Stiftungen so ein Garant für die Gewaltprävention, die die Diakonie ohne eine solche Förderung nicht anbieten könnte. „Das ist ein wichtiges Bekenntnis, wesentliche Angebote sind nun planbar und langfristig gesichert, unter anderem die Ausstellung Rosenstraße 76“, stellte Teschner fest. Inklusive der bereits genannten Pauschale unterstützen die Evangelischen Stiftungen das dw-osl mit rund eine Millionen Euro pro Jahr.

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Unterzeichnung der neuen Fördervereinbarung
Sitzend von links nach rechts: Herr Johannes Andrews, Vorsitzender des Vorstandes der Evangelischen Stiftungen Osnabrück und Herr Hinrich Haake, Geschäftsführer des Diakonischen Werkes Osnabrück (dw-osl)
Stehend von links nach rechts: Herr Burkhard Teschner, Anlaufstelle Gefährdeten Hilfe und Straffälligen Hilfe, Frau Ulrike Sensse, Leiterin der Fachstelle für Sucht und Suchtprävention der Diakonie, Herr Axel Winter, Sozialarbeiter im Kirchenkreis Osnabrück, Herr Helmut Volkmann, Psychologische Beratungsstelle in der Diakonie