Obdachlose dürfen in Villa schlafen

Evangelische Stiftungen bieten Wohnraum für Obdachlose als „warme Platte" an

Osnabrück, 12. März 2018: Die Nächte sind immer noch kalt, auch wenn der harte Frost vorbei ist. Die Kälte der vergangenen Wochen hat wieder einmal deutlich gemacht, wie wichtig eine Notschlafstelle für Obdachlose im Winter ist. In diesem Winter boten die Evangelischen Stiftungen Osnabrück kurzfristig dem Katholischen Verein für Soziale Dienste (SKM) ein Wohnhaus zur Nutzung als „warme Platte“ an.

Noch bis zum 31. März nutzt der Katholische Verein für Soziale Dienste (SKM) in Osnabrück eine leerstehende Villa in Innenstadtnähe. Hier können Obdachlose von abends 17 Uhr bis morgens 9 Uhr übernachten. Zurzeit schlafen acht bis zehn Obdachlose in dem Haus. Es gehört den Evangelischen Stiftungen und soll im Frühjahr abgerissen werden, um einen Neubau mit Studentenwohnungen zu errichten. Bei einem Ortstermin machte sich der Vorstandsvorsitzende der Evangelischen Stiftungen, Johannes Andrews, persönlich ein Bild: „Das Haus ist picobello sauber, aber es spiegelt auch ein wenig Wehmut wieder“, stellte Andrews nach seinem Rundgang fest. Ihn hatte sehr berührt, wie die Nutzer der „warmen Platte“ die Wohnzimmerwand dekoriert hatten: „Wie ihr eigenes Zuhause“, bemerkte Andrews, der sich über den „guten Geist“ im Haus während der Zwischennutzung freute. Zuvor hatte Andrews mit Frank Loges, der die „warme Platte“ betreut, sowie den zuständigen SKM-Fachdienstleitern Thomas Kater und Heinz Hermann Flint gesprochen. „Ich bin total beindruckt über die super Arbeit, die hier geleistet wird“, so Andrews.

Auch der Katholische Verein für Soziale Dienste ist mit der diesjährigen „warmen Platte“ mehr als zufrieden. Die leerstehende Villa sei ein Glücksgriff, da sie nahe der vom SKM betriebenen Tageswohnung und der Fachberatungsstelle für wohnungslose Menschen liege. Somit seien Wege beispielsweise für Beratungen kurz und die Logistik einfach, sagte Thomas Kater. Dabei sah es im Herbst nicht so aus, als ob es überhaupt eine „warme Platte“ geben könnte. Deshalb startete Kater damals einen Aufruf über die Medien. „Wir haben das gelesen, und die Kolleginnen haben sofort geschaut, ob wir ein passendes Gebäude bereitstellen können“, berichtete Andrews, der kurz darauf dem SKM das leer stehende Haus anbieten konnte.

Die „warme Platte“ bietet den Obdachlosen nicht nur einen Schlafplatz. „Unser Ziel ist es auch, Kontakte zu den Leuten zu knüpfen“, so Heinz Hermann Flint, für den es zunächst darauf ankommt, zuzuhören und Verständnis für die Menschen zu zeigen

„Seit Weihnachten haben hier 15 unterschiedliche Männer geschlafen, und wir hatten 550 Übernachtungen“, berichtete Flint, der sich freute, dass inzwischen zwei Männer in eine Übergangswohnung der SKM eingezogen seien. Die Unterbringung dort ist für sie möglicherweise ein erster Schritt raus aus der Obdachlosigkeit. Doch der wird immer schwieriger. „Der normale Wohnungsmarkt ist für unsere Leute komplett tot“, stellte Kater fest. Derzeit seien in Osnabrück 175 Personen ohne festen Wohnsitz. Davon seien rund 30 als obdachlos im eigentlichen Sinne zu bezeichnen, das heißt, sie leben auf der Straße und schlafen beispielsweise in Garten- oder Abbruchhäusern.