Anti-Gewalt-Training für erwachsene Straftäter

Um begangene Gewalttaten und die zugrunde liegenden Motive aufzuarbeiten, setzt das Anti-Gewalt-Training (AGT) an der Gewaltkarriere des Täters an. In kleinen Gruppen arbeiten die Gewalttäter gemeinsam mit ausgebildeten Trainerinnen und Trainern intensiv an der Gewaltproblematik. So sollen die Täter Empathie für ihre Opfer entwickeln und gewaltfreie Strategien zur Konfliktlösung erlernen. Das Training wird von „faust – Fachzentrum gegen Gewalt & für Täterarbeit und Opferschutz“ des Diakonischen Werks in Stadt und Landkreis Osnabrück angeboten.

Viele straffällig gewordene Gewalttäter blicken selbst auf erfahrene Gewalt und Demütigung, Unterdrückung oder fehlende Erfolgsmomente zurück. Ihre Bereitschaft zur Gewalt zeichnet sich an den Erfahrungen ab, die sie aus Elternhaus, Schule und Peergroups mitgenommen haben. Bestandteil des individuellen sozialen Trainingsangebots „Anti-Gewalt-Training für erwachsene Straftäter“ am „faust – Fachzentrum gegen Gewalt & für Täterarbeit und Opferschutz“ in Osnabrück ist es, diese Entwicklungen von frühester Kindheit an zunächst bewusst zu machen, um anschließend Verhaltensmuster durchbrechen zu können.

Die Gewalttäter werden in kleinen Gruppen von zwei ausgebildeten Trainern betreut. Zu Beginn des Trainings werden die jungen Straftäter mit ihrer eigenen Persönlichkeit und ihrer Gewaltkarriere konfrontiert. Sie beschäftigen sich mit der eigenen Lebensgeschichte und ihren emotionalen Bedürfnissen, um daraufhin die Motivation hinterfragen zu können, die zur Gewalttat führte. Auf diese Selbstreflexion folgt die Beschäftigung mit den Opfern: Die Teilnehmer des Trainings sehen sich Interviews, Briefe oder Aufsätze an, die ihnen das Leid der Opfer verdeutlichen. Rollenspiele und die Förderung individueller Talente sollen den Teilnehmern darüber hinaus helfen, ihr meist geringes Selbstwertgefühl zu steigern und eine positive Beziehung zu sich selbst zu entwickeln.

Das Anti-Gewalt-Training richtet sich an junge Gewalttäter zwischen 18 und 30 Jahren, die mehrfach durch Gewaltdelikte aufgefallen sind und in der Regel eine gerichtliche Auflage für das Training haben. Geleitet wird das Programm von einem Dipl.-Sozialarbeiter und Sozialpädagogen mit Zusatzausbildung als Anti-Aggressivitäts-Trainer und einer Dipl.-Sozialarbeiterin mit Zusatzausbildung als Deeskalationstrainerin. Beide verfügen über qualifizierte und umfassende Ausbildungen zum Anti-Gewalt-, Deeskalations- und Anti-Rassismus-Trainer. Diese Ausbildungen qualifizieren sie dazu, in den einzelnen Projektphasen eine intensive Beziehung zu den Gewalttätern aufzubauen und sie erfolgsorientiert durch den Trainingsplan zu führen. Unterstützt werden die beiden Sozialarbeiter durch Co-Trainer (Praktikanten der Fachhochschule). In Einzelfällen werden auch ehemalige Gewalttäter zur aktuellen Gruppe oder zu Vorträgen eingeladen.

Die Evangelischen Stiftungen Osnabrück unterstützen das Projekt des Diakonischen Werks in Stadt und Landkreis Osnabrück mit einem Betrag von jährlich 10.000 Euro.

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