Schneitelbuchen

Schneitelbuchen: Von historischer Waldnutzung zu wertvollen Biotopbäumen

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Die alten Schneitelbuchen an der Nordstraße in der Nähe von Belm mit Blick auf den Schinkelberg liegen vielen Osnabrücker Bürgerinnen und Bürgern als besonders wertvolle Bäume am Herzen. Die Bäume sehen eindrucksvoll aus. Ihre knorrigen Formen beflügeln die Phantasie und erinnern an Märchengestalten. Alte Schnitzereien mit Herzen und Liebesbekundungen sind zum Teil älter als 100 Jahre.

Schneitelbuchen sind „normale“ Rotbuchen (Fagus Sylvatica), die durch eine bestimmte historische Bewirtschaftungsart diese besondere Form erhalten haben. Früher kappten die Leute bestimmte Baumarten wie Weiden oder Buchen in Mannshöhe, verfütterten die jungen Triebe und nutzten größere Äste als Brennholz. Beim sogenannten Schneiteln wurde die Fähigkeit der Rotbuche zum Stockaustrieb gezielt genutzt. Das bedeutete, dass nach dem Abschneiden eines Stammteiles viele neue Triebe und dann Äste aus dem Stamm austrieben und dann immer wieder abgeschnitten wurden, wenn sie eine bestimmte Größe erreicht hatten. Diese belaubten Äste wurden dann als Winterfutter sogenanntes „Laubheu“ für das Vieh genutzt.

Mit dem Einsatz moderner Sägetechnik und den Veränderungen in der Landwirtschaft wurde diese Form der Waldwirtschaft in Deutschland nicht mehr praktiziert. Und es finden sich nur noch wenige Baumrelikte aus dieser Zeit. Durch die Aufgabe des Schneitelns konnten die alten Buchen wieder ein annähernd natürliches Höhenwachstum entwickeln. Auch wenn die Narbe am Schneitelpunkt für alle Zeiten sichtbar bleibt. Von den vielen kleinen Ästen haben sich auf die Dauer ein paar wenige durchgesetzt und die markanten, skurril geformten Kronen entwickelt.

Die Schneitelbuchen sind heute wichtige Biotopbäume. Sie bilden unter anderem aufgrund ihrer zahlreichen Baumhöhlen, Spalten und Risse viele natürliche Lebensräume für seltene Tiere wie Höhlenbrüter, Käfer, Fledermäuse und Siebenschläfer, die genau auf diese Strukturen angewiesen sind.

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Im Jahr 2018 wurden besondere Maßnahmen zum Erhalt der Schneitelbuchen notwendig. Bei den Bauarbeiten an der Autobahntrasse der A33 wurden Bäume gefällt, die vorher die Schneitelbuchen schützen. Die alten Bäume waren plötzlich direkt dem Wind und der Sonne ausgesetzt. Da die Buchen nur eine sehr dünne Rinde haben, können sie Sonnenbrand bekommen, wenn sie plötzlich der Sonne ausgesetzt sind. Förster der Stiftung haben darum die stark gefährdeten Buchen mit einem Stammschutz aus Jute eingewickelt. Nach ein paar Jahren ist die Rinde wieder so widerstandsfähig, dass der Stoff wieder abgenommen werden kann.

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Wenn Bäume, die vorher im Windschatten gestanden haben, plötzlich den Windschutz durch andere Bäume verlieren, trifft die ganze Windlast auf die Kronen und die Äste können brechen. Darum mussten Äste herausgeschnitten und teilweise Kronensicherungen eingebaut werden, um ein Auseinanderbrechen der Kronen zu verhindern.