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Gut vorbereitet auf die nächste Hitzewelle

10. September 2024

Brandschutzkonzept: Gute Noten für unsere Wälder

Nach den heißen Sommern und großflächigen Waldbränden, die nicht nur in südlichen Gefilden, sondern auch in Norddeutschland in den vergangenen Jahren häufiger aufgeflammt sind, wollten die Evangelischen Stiftungen Osnabrück genau wissen, ob und wie gut unsere Wälder auf Brände vorbereitet sind. Denn auch wenn wir bislang verschont wurden, müssen wir im Zuge der Klimaveränderungen vorbeugende Maßnahmen ergreifen, um unserem Stiftungszweck der Erhaltung des uns anvertrauten Waldbestands gerecht zu werden. Das Ziel: möglichen Schaden von Spaziergängern, Anwohnern, den dort lebenden Tieren und natürlich unserem Baumbestand abwenden.

Diplom-Forstwirt Steffen Hartig hat ein Brandschutzgutachten zu unseren Waldflächen im Stadtgebiet, im südlichen Landkreis Osnabrück und im Kreis Steinfurt erstellt. Er hat sich anhand von Karten und Luftaufnahmen die Wälder sowie deren Lage ganz genau angesehen, die umgebende Infrastruktur wie Zugänge zu Wasser, die Hangneigung, das Wegenetz, angrenzende Siedlungen oder andere Einrichtungen in der Nähe studiert. Danach folgte eine Begehung der Flächen, um mögliche Risikopunkte aus nächster Nähe zu begutachten. So kam der Gutachter zu einer Waldbrandgefahrenabschätzung. Die gute Nachricht: Unsere Wälder sind gut aufgestellt, größeres Risikopotential ist nicht vorhanden.

Allerdings ist kein Wald grundsätzlich gegen einen Brand gefeit. Das Augenmerk des Gutachters lag daher insbesondere darauf, welche Folgen ein Brand hätte und wie wir diese präventiv minimieren können. Im Gutachten finden sich also nicht nur Maßnahmenvorschläge, wie wir das Risiko eines Feuers reduzieren können, sondern vor allem, wie wir schwerwiegende Folgen vermeiden. Dazu hat der Gutachter viele Faktoren geprüft, beispielsweise, wie es um das Mischungsverhältnis zwischen Laub- und Nadelbäumen bestellt ist oder ob die Bodenflächen durchgängig durch höhere Bäume beschattet sind.

„Es ist die waldbauliche Zielsetzung erkennbar, gemischte und strukturierte Waldbestände mit einer hohen Resilienz und Anpassungsfähigkeit an die klimatischen Veränderungen zu erziehen.“ 
(Zitat aus dem Gutachten)

Eine weitere zentrale Fragestellung ist die Zugänglichkeit für Löschfahrzeuge.

„Damit ist Feuerwehren ein ausreichender Zugang zu den Waldflächen gegeben, um vom befahrbaren Weg aus mithilfe von Schlauchleitungen einen Löschangriff entwickeln zu können.“ 
(Zitat aus dem Gutachten)

Für gut befunden wurden ebenfalls die Aufklärungsmaßnahmen, die wir unternommen haben. Im Wald weisen wir hinreichend durch Schilder auf Waldbrandgefahren hin und fordern zur Einhaltung der Verhaltensregeln auf. Denn die überwiegende Zahl der Waldbrände entsteht durch weggeworfene Zigarettenkippen, Lagerfeuer, unerlaubtes Grillen oder auf trockenen Flächen abgestellte Fahrzeuge, deren Motor heiß ist. Um Brände zu vermeiden, müssen alle Bürger ihren Beitrag leisten und achtsam sein.
 

Diese Maßnahmen haben wir uns vorgenommen:

  1. Das Kartenmaterial und die Waldbrandeinsatzkarten auf Aktualität prüfen und ggf. überarbeiten
  2. Unsere Strategie, eine ausgewogene Mischung von Laub- und Nadelhölzern zu erreichen, weiter intensiv verfolgen
  3. Engere präventive Zusammenarbeit mit der Feuerwehr, Durchführung von Feuerwehrübungen im Wald
  4. Zusammenarbeit mit Inhabern angrenzender Flächen zur Identifikation zusätzlicher Löschwasserquellen, ggf. gemeinsame Einrichtung einer (unterirdischen) Wasserzisterne
  5. Wege, die für Straßenfahrzeuge der Feuerwehr befahrbar sind, weiterhin freihalten
  6. Wo möglich, Waldbrandschutzstreifen oder Wundstreifen mit brandhemmender Vegetation einrichten

Auf das uns anvertraute Vermögen gut aufzupassen, ist unsere Aufgabe. Dazu zählt auch die Pflege von Wäldern, Wiesen und Flächen. 

2 Fragen an Dipl.-Forstwirt Steffen Hartig

„Es lohnt es sich, in Prävention zu investieren“
Dipl. Forstwirt Steffen Hartig ist Forstwirt und freiwilliger Feuerwehrmann. Er kennt das Thema Waldbrand von beiden Seiten. Sein Fokus: Feuermanagement für Natur- und Waldbrandschutz sowie kontrolliertes Brennen für den Arten- und Biotopschutz.

Warum ist ein Waldbrandschutzkonzept wichtig, Herr Hartig?
Weil wir alle sehen, dass sich die Dinge ändern. Mit tendenziell steigenden Temperaturen und zuletzt sehr trockenen Sommern nimmt die Waldbrandgefahr zu. Da lohnt es sich zu wissen, wo potenzielle Risiken warten und in Prävention zu investieren. Wir leben in einem dicht besiedelten Land, da können kleine Brände große Folgen haben. Denn ein Waldbrand bedeutet neben immensen Schäden der Natur auch wirtschaftliche Verluste.

Ist ein Waldbrandschutzkonzept Standard? 
Nein, absolut nicht, die Evangelischen Stiftungen nehmen damit eine Vorreiterrolle ein. Mir ist kein Beispiel bekannt, bei dem ein privater Forstbetrieb ein solches Konzept erstellt hat. Eigentlich ist so etwas eher für Hochrisikoflächen wie alte Truppenübungsplätze Standard. Es ist sehr gut, dass sich die Stiftungen dieser Verantwortung stellen.