Lernhaus Osnabrück
Frauen aus der ganzen Welt und jeden Alters – ob Muslima, Katholikinnen, orthodoxe Christinnen oder konfessionslos – miteinander in einen persönlichen Dialog zu bringen, das leistet das Lernhaus Osnabrück. Die Grundregeln: Augenhöhe, Respekt und Empathie. In der aktuellen Gruppe treffen 18 Frauen mit Wurzeln in Togo, Russland, Italien, Marokko, Rumänien und Osnabrück, dem Irak oder dem Kosovo zusammen. Sie leben unterschiedlich lang in Deutschland, manche sind hier geboren, zwischen 20 und 70 Jahre alt. Die Lerngruppe trifft sich unter Begleitung von Moderatorinnen ein Jahr lang jeden Monat, um sich mit unterschiedlichsten Themen auseinanderzusetzen. Sie arbeiten heraus, welch unterschiedlichen Blick sie aufgrund ihrer Herkunft, Religion und persönlichen Geschichte auf ihr Leben in Deutschland haben – und freunden sich dabei miteinander an. Ein Safe Space entsteht, der eine langfristige Wirkung für jede Einzelne entfaltet.
Gelungene Vielfalt braucht Dialog
Vielfalt ist eine Bereicherung, aber sie ist nicht lebbar ohne Dialog und Verständnis. Diesen Dialog zu initiieren, darum geht es im Lernhaus. Vielfalt spiegelt sich auch in der Trägerschaft. Die Evangelische Erwachsenenbildung Osnabrück ist Projektträger und kooperiert mit Caritas, dem Bistum, der Diakonie, der Katholischen Erwachsenenbildung Osnabrück und der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannover. Nur für die ersten Treffen geben die Kursleiterinnen das Thema vor. Durch den Austausch über ihre jeweiligen Biographien lernen die Teilnehmerinnen sich besser kennen.
„Dies dient dazu, eine Vertrauensbasis herzustellen“, so Projekt-Koordinatorin Rita Steinbreder. Die weitere Agenda bestimmen die Teilnehmerinnen selbst. In der zweiten Sitzung wird gesammelt, welche Fragen sie an andere Kulturen und Religionen haben, worüber sie sprechen möchten. Rollenbilder, religiöse Überzeugungen, Umgang mit Sexualität, Wertvorstellungen und viele weitere Themen werden erarbeitet und aus dem persönlichen Erleben heraus der Runde nähergebracht.

Voneinander lernen, Vorurteile abbauen, Unterschiede akzeptieren
Außerdem werden Grundkenntnisse in gewaltfreier Kommunikation vermittelt und eingeübt. Der Kurs schließt mit einem Zertifikat ab. Als Kulturmittlerinnen nutzen sie ihr Wissen im persönlichen wie im beruflichen Umfeld. Manche sind bereits in Integrationsprojekten engagiert.
Während die Kurse bislang mit Frauen besetzt sind, startet 2025 eine reine Männergruppe. 2026 folgt eine offene Gruppe für alle Geschlechter. Die Teilnehmenden werden im Vorfeld sorgfältig ausgewählt, denn es gibt weit mehr Interessierte als Plätze. „Wir möchten in der Gruppe eine größtmögliche Diversität. Das heißt, wir suchen sie so aus, dass alle Altersgruppen und möglichst viele verschiedene Religionen, Herkunftsländer und Kulturen vertreten sind“, erläutert Rita Steinbreder die Vorgehensweise. Voraussetzung ist, dass alle Grundkenntnisse in der deutschen Sprache haben. Treffen finden auch nach dem Ende des Projektes statt, allerdings als selbst organisiertes offenes Angebot, um die Freundschaften zu pflegen. „Was uns berührt ist, dass Teilnehmerinnen erzählen, dass sie neben neuen Erkenntnissen in der Gruppe Freundinnen finden, selbstbewusster werden, sich besser integriert fühlen und sich beruflich weiterentwickeln“, fasst die Koordinatorin zusammen.