Gute Projekte brauchen gute Seelen
Sie packen mit an, organisieren, sprechen Mut zu, trösten, muntern mit einem Lächeln auf. Sie reichen Mitmenschen in schwierigen Lebenssituationen ohne viel Aufhebens eine helfende Hand. Sie geben ihre Zeit, ihre Energie und ihr Herz, um das Leben von anderen besser zu machen. Ehrenamtliche Helfer sind die stillen Helden unserer Gesellschaft. Sie erinnern uns daran, dass Taten zählen. Dass Reden nicht ausreicht, um das Leben von Menschen zu verändern. Ehrenamtliche füllen die Grundsätze der Nächstenliebe und Nachbarschaftshilfe mit Leben.
Viele der wunderbaren Projekte, die wir fördern, wären ohne die vielen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer kaum möglich. Mehr als Grund genug, sie einmal ins Licht zu rücken. Wir möchten hier in unregelmäßiger Reihenfolge Ehrenamtliche zu Wort kommen lassen.

Gerd Diekherbers
Gerd Diekherbers, knapp 87 Jahre alt, hat vor 10 Jahren das allererste Repair Café in Osnabrück gegründet und aufgebaut. Einmal im Monat repariert er gemeinsam mit seinen etwa 20 Mitstreitern für und mit Menschen aus der Nachbarschaft defekte Drucker, Fahrräder, Bügeleisen, Kleidung und vieles mehr – dabei kommt es immer wieder zu „Welturaufführungen“ wie er es nennt, denn alle sind zwar handwerklich erfahren, aber oft müssen sie sich ganz neu in die Aufgabe eindenken.
Einrichtung: Repair Café im Café OASE in der Lohstraße
Träger: Diakonie Osnabrück Stadt und Land
Herr Diekherbers, was war Ihr bisher schönstes Erlebnis?
Es gibt so viele, ich könnte hier sehr lange aufzählen. Aber ein Beispiel: Eine ältere Dame brachte einen uralten Wecker, der für sie sehr wichtig war, aber keinerlei Lebenszeichen mehr zeigte. Ich habe extrem lange getüftelt und habe ihn wieder reanimieren können. Diesen dankbaren Blick, die leuchtenden Augen und Freude der Dame, als der Wecker wieder tickte und die Zeiger sich bewegten, werde ich nie vergessen.
Wie kamen Sie zu Ihrer Tätigkeit?
Ich habe damals einen Fernseh-Bericht gesehen über eine neue Idee aus Holland, die Repair Cafés. Ich war sofort begeistert, denn die Idee, nicht immer alles gleich wegzuwerfen und neu zu kaufen, entspricht mir, ich bin aufgewachsen in einer Zeit des Mangels. Nach dem Weltkrieg haben wir alles repariert und mussten viel improvisieren, nichts wurde weggeworfen. Außerdem gibt es viele Menschen, die sich eine Reparatur nicht leisten können. Und ich bastel und helfe sehr gern. Da kamen viele Dinge zusammen, die für mich perfekt passten. Ein Jahr lang habe ich gebraucht, bis wir starten konnten. Wir decken viele Bereiche ab von Textil über Fahrräder bis hin zur PC oder Handys. Da braucht es viele Menschen mit Know-how und natürlich viel Werkzeug.
Was ist Ihr Motiv, sich ehrenamtlich zu engagieren?
Ich habe mich schon als Kind und mein Leben lang ehrenamtlich eingebracht in verschiedensten Bereichen, in der JVA, in einem Flugverein, in christlichen Gesprächskreisen. Man muss zusammenhalten und sich helfen. Das hat sich mir in der Nachkriegszeit eingeprägt und so mache ich das bis heute. Die Idee der Wiederverwertung und Reparatur entspricht exakt meiner Vorstellung von Nachhaltigkeit. Im Repair Café kann ich Menschen helfen mit meinen Stärken und meinen Fähigkeiten, ich schaffe etwas, was sie selbst nicht können. Das ist jedes Mal ein Erfolgserlebnis. Und die Dankbarkeit, die zurückkommt, in die strahlenden Augen zu sehen, das Lächeln, das kann man nirgendwo kaufen.
Was lernen Sie aus Ihrem Ehrenamt oder was nehmen Sie für sich mit?
Wie wichtig Wertschätzung im Leben ist, für alte Technik, auch die Wertschätzung, die unsere Kunden uns und unseren Fähigkeiten entgegenbringen, die Kunden erleben unseren Einsatz für ihr Gerät ebenfalls als Wertschätzung. Ich habe gelernt, dass Wertschätzung gegenüber Dingen und Menschen sehr wichtig ist und wie gut sie uns Menschen tut.