Alte Buchen bekommen einen Mantel als Sonnenschutz

Evangelische Stiftungen lassen historische Schneitelbuchen pflegen

Osnabrück, 1. März 2018: Am kommenden Montag (5.3.2018) beginnen – in Absprache mit dem Umweltamt der Stadt Osnabrück – die Wald-Pflegearbeiten am Schinkelberg in Osnabrück-Belm. Die Evangelischen Stiftungen als Waldeigentümer lassen ihren Wald fachmännisch pflegen, um die historischen Schneitelbuchen zu erhalten. „Die Pflege- und Verkehrssicherungsmaßnahmen sind dringend notwendig geworden, weil die Bäume durch die Bauarbeiten an der Autobahntrasse der A33 freigestellt worden sind“, erklärte Johannes Andrews, Vorstandsvorsitzender der Evangelischen Stiftungen. Durch die Baumfällungen für die Autobahntrasse sind die alten Buchen plötzlich direkt dem Wind und der Sonne ausgesetzt. „Da die Buchen nur eine sehr dünne Rinde haben, können sie Sonnenbrand bekommen, wenn sie plötzlich der Sonne ausgesetzt sind“, sagte Hendrik Pannenborg von Forstverwaltung der Stiftung. Daher habe man sich entschlossen, die stark gefährdeten Buchen mit einem Stammschutz aus Jute einzuwickeln, so Pannenborg. Ebenso müssen in den Randbäumen des historischen Schneitelbuchen-Bestandes Äste herausgeschnitten und teilweise Kronensicherungen eingebaut werden, um ein Auseinanderbrechen der Kronen zu verhindern.

durch ihre Spaziergänge, denn das Waldbild ist sehr besonders,“ sagte Johannes Andrews. Mit den Begriffen Schneitelbuchen oder Schneitelwirtschaft können heute nicht mehr viele etwas anfangen. „Schneitelwirtschaft ist eine historische Waldnutzungsform. Früher kappten die Leute bestimmte Baumarten wie Weiden oder Buchen in Mannshöhe, verfütterten die jungen Triebe und nutzten größere Äste als Brennholz. Dann trieben die Bauern ihr Vieh, zum Beispiel Schweine, Kühe und Ziegen, in diese Waldgebiete. Deshalb wurden die Bäume auch in Mannshöhe geköpft, damit das Vieh die nachwachsenden jungen Triebe nicht gleich wieder fraß“, erklärte Forstmann Pannenborg. Was aber geschieht mit dem Baum, wenn diese althergebrachte Form der Waldwirtschaft nicht mehr angewendet wird? „Wenn die Triebe der Baumkrone immer weiter wachsen, werden sie irgendwann zu schwer. Der Baum bricht auseinander und das bedeutet dann meist das Ende des Baumes.“ Damit dies nicht geschieht, wird die Schneitelwirtschaft wieder belebt und die Bäume werden wieder beschnitten. Dabei geht es nicht nur darum, eine kulturhistorische Nutzungsform und die alten Schnitzereien in der Rinde zu erhalten. „Die alten Schneitelbuchen bilden unter anderem aufgrund ihrer zahlreichen Baumhöhlen, Spalten und Risse viele natürliche Lebensräume für seltene Tiere wie Höhlenbrüter, Fledermäuse und Siebenschläfer“, sagte Stiftungsvorstand Johannes Andrews.

Siehe auch Hintergrundinformationen zur Schneitelbuchen-Wirtschaft.

Hintergrund: Evangelische Stiftungen Osnabrück und Waldwirtschaft

Im Laufe ihrer 750 Jahre alten Geschichte wurden den Evangelischen Stiftungen Waldflächen in einer Größe von insgesamt ca. 450 Hektar übertragen und werden von ihr bewirtschaftet. Diese Wälder bilden heute einen wertvollen Teil des Stiftungsvermögens. Die Waldflächen liegen in Osnabrück und im Landkreis sowie im Kreis Steinfurt. Die Wälder der evangelischen Stiftungen bieten im doppelten Sinne Lebensraum. Denn in den Wäldern leben nicht nur Pflanzen und Tiere, sondern mit den Erlösen aus dem Holzverkauf bauen und unterstützen die Stiftungen Sozialwohnungen, Seniorenheime oder auch Kindergärten. „Wir arbeiten in unseren Wäldern wirtschaftlich und erhalten Arbeitsplätze. Wir arbeiten sozial, denn die Erlöse aus dem Holzverkauf fließen in soziale Projekte und außerdem können sich die Menschen in unseren Wäldern erholen. Und auch der Ökologie und dem Naturschutz tragen wir Rechnung, indem unsere Wälder nach den Kriterien des naturnahen Waldbaus fachgerecht bewirtschaftet werden. Ökologie, Ökonomie und Soziales – gerade als Stiftung nehmen wir die Herausforderungen des nachhaltigen Wirtschaftens sehr ernst“, erläuterte Stiftungsvorstand Andrews.

Weitere Informationen unter:
https://www.stiftungen-osnabrueck.de/stiftungsvermoegen/wald/