Projekte
Die Erträge aus dem Stiftungskapital der Evangelischen Stiftungen kommen unmittelbar bedürftigen Menschen in der Region Osnabrück zugute: durch die Förderung der Jugend- und Altenhilfe, die Förderung der Erziehung, der Volks- und Berufsbildung einschließlich der Studierendenhilfe sowie die Unterstützung von Personen, die infolge ihrer körperlichen, geistigen oder seelischen Verfassung auf die Hilfe anderer angewiesen sind oder sich in einer finanziellen Notlage befinden.
Hier finden Sie eine Auswahl aktueller Projekte, die von den Evangelischen Stiftungen Osnabrück gefördert werden.

Dauerausstellung „Rosenstraße 76“
Häusliche Gewalt findet im Verborgenen statt, versteckt hinter den verschlossenen und vermeintlich sicheren Türen des eigenen Heims. Für die Opfer – meist Frauen und Kinder – ist es äußerst schwierig, Straftaten anzuzeigen. Zu hoch ist die Schwelle, gegen die eigenen Angehörigen Anzeige zu erstatten. Die Dauerausstellung „Rosenstraße 76“ veranschaulicht die Formen und Dimensionen häuslicher Gewalt und soll Opfern dabei helfen, ihr Schweigen zu brechen. Die Evangelischen Stiftungen Osnabrück fördern das Projekt.
Knapp 1000 Fälle häuslicher Gewalt werden allein in Stadt und Landkreis Osnabrück jährlich zur Anzeige gebracht, in Deutschland flüchten jährlich rund 40.000 Frauen aus ihrem Zuhause. Die Dunkelziffer solcher Straftaten wird noch weitaus höher eingeschätzt und ist im Vergleich zu anderen Straftaten besonders hoch. Unter den Opfern sind hauptsächlich Kinder und Frauen jeder Nationalität, Gesellschaftsschicht und Kultur. Die Formen der Gewalt, denen sie in ihrem eigenen Zuhause ausgesetzt sind, umfassen ein breites Spektrum und reichen von psychischen bis hin zu körperlichen Straftaten. Gleichzeitig ist nach außen hin in vielen Fällen wenig erkennbar: Gepflegte Vorgärten und unauffällige Fassaden erwecken oft den Anschein eines intakten Heims und verschleiern so die Straftaten.
Seit März 2016 macht die interaktive Dauerausstellung „Rosenstraße 76“ die unterschiedlichen Formen häuslicher Gewalt anschaulich und sensibilisiert die Besucherinnen und Besucher für die immer noch häufig tabuisierte Problematik. Die Ausstellungsbesucher erkunden eine nachgestellte Wohnung, die auf den ersten Blick ganz gewöhnlich erscheint. Erst der Blick auf unterschiedliche Einrichtungsgegenstände lässt sie hinter die Fassade der „vertrauten vier Wände“ blicken und einen von außen unbemerkbaren Ort des Schreckens entdecken: Von der gemütlichen Wohnzimmercouch aus können sich die Besucherinnen und Besucher Filme anschauen, am Telefon gewährt der Anrufbeantworter Einblicke, und auch der CD-Player im Schlafzimmer veranschaulicht die Dramen, die hinter verschlossenen Türen stattgefunden haben.
Obwohl die Ausstellung natürlich auch wütend, sprachlos und betroffen macht, entlässt sie die Besucherinnen und Besucher nicht in die Depression oder Niedergeschlagenheit. Denn sie zeigt auch Chancen und Wege auf, wie sich Opfer und Zeugen häuslicher Gewalt verhalten können: Plakate und Flyer zu Hilfs- und Beratungsangeboten stellen Strategien gegen häusliche Gewalt vor und zeigen, wie ein jeder zur Verbesserung der Situation beitragen kann.
Die „Rosenstraße 76“ wurde ursprünglich als Wanderausstellung konzipiert. Bereits 2011 wurde sie in Osnabrück gezeigt, zog dort binnen zwölf Tagen über 800 Besucher an und verschaffte der Problematik eine große Aufmerksamkeit. Daher sprachen sich Polizei und Beratungsstellen damals dafür aus, die Ausstellung längerfristig in Osnabrück zu installieren. Auf Initiative des Evangelisch-lutherischen Kirchenkreises Osnabrück wurde das Projekt in Trägerschaft des Diakonischen Werks, Fachzentrums „faust – Fachzentrum gegen Gewalt & für Täterarbeit und Opferschutz“ initiiert. Kooperationspartner sind die BISS-Beratungsstellen in Stadt und Landkreis Osnabrück sowie die Polizeiinspektion Osnabrück. Im März 2016 wurde die Dauerausstellung in den Berufsbildenden Schulen der Stadt Osnabrück am Pottgraben 4 eröffnet. Die Evangelischen Stiftungen Osnabrück fördern das Projekt für fünf Jahre mit knapp 200.000 Euro.
» Weitere Informationen zur Dauerausstellung „Rosenstraße 76“

Familiensprechstunde
Die 2011 eingeführte Familiensprechstunde in den evangelischen Kindertagesstätten ist inzwischen ein fest etabliertes, niedrigschwelliges Angebot, das von vielen Eltern wie auch den Mitarbeiterninnen und Mitarbeitern der Kitas gern in Anspruch genommen wird. Geschulte Familienberaterinnen und -berater stehen Eltern mit Kindern bis zu sieben Jahren für Fragen und Probleme aus dem Erziehungsalltag zur Verfügung. Die Familiensprechstunde ist ein Angebot der Evangelischen Jugendhilfe und der Evangelischen Familien-Bildungsstätte Osnabrück.
Das Angebot der Familiensprechstunde umfasst ein breites Aufgabenspektrum: Zum einen beraten die geschulten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Familiensprechstunde die Eltern sowie die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von insgesamt 25 evangelischen Kindertagesstätten in Osnabrück. Dabei unterstützen sie Familien bei Fragen zum Verhalten des Kindes und seiner Entwicklung, aber auch zum Zusammenleben in der Familie. Dieses Angebot ist kostenlos, und die Beraterinnen und Berater unterliegen der Schweigepflicht.
Familienstärkende Veranstaltungen ergänzen die Beratungstätigkeiten der Familiensprechstunde: Weiterbildungsangebote für Eltern aus den teilnehmenden Kindertagesstätten und Krippen finden beispielsweise in Form thematischer Elternabende statt. Dort gehen die Beraterinnen und Berater auf konkrete Fragen, Wünsche und Anregungen aus der Beratungsarbeit ein.
Zudem wurde das niedersächsische Landesprojekt „Lotsen“ in das Angebot der Familiensprechstunde aufgenommen. Mit diesem Angebot unterstützen die Beraterinnen und Berater insbesondere Familien mit Migrationshintergrund – und das nicht nur beratend, sondern auch in ganz praktischen Belangen ihres Alltags: Sie begleiten die Familien beispielsweise bei Behördengängen und helfen ihnen bei der Beantragung von Kinder- oder Wohngeld, beim Kontakt zu Schulen, bei der Vermittlung von Dolmetschern oder bei Arztbesuchen.
Die Familiensprechstunde wurde von 2012 bis 2015 von der Universität Osnabrück wissenschaftlich begleitet und evaluiert. Die Evangelischen Stiftungen Osnabrück fördern das Projekt mit jährlich mehr als 80.000 Euro bis zum Jahr 2017.
Weitere Informationen zur Familiensprechstunde:
» Die „Familiensprechstunde“ den Seiten der Ev. Jugendhilfe
» Die „Familiensprechstunde“ den Seiten der Ev. Familien-Bildungsstätte